Dienstag, 27. Februar 2007

Я к вам пишу ...

Am Wochenende waren drei Fünftel der Familie in Lommerke (irgendwo im Sauerland oder so) zur Bläserfreizeit (der kleine Bruder) bzw. nur Freizeit (die Eltern). Der baldige Diplomingenieur blieb wie sonst eigentlich auch immer die überwiegende Zeit in seinem Zimmer. Somit hatte ich den Rest des Hauses praktisch für mich allein. Himmlische Ruhe.

Am Samstagabend konnte mir daher niemand ins Fernsehprogramm reinreden - ausgezeichnet. Um 20:40 wurde Arte angeschaltet, wo Evgenij Onegin gezeigt wurde. Meine Lieblingsoper. Mit der wundervollen Renée Fleming als Tat'jana, Ramón Vargas als Lenskij und Dmitrij Chvorostovskij (*schmacht*) als Onegin. Und Valerij Gergiev am Pult. Eine Live-Aufnahme aus der Met. Großartig, fantastisch, unbeschreiblich schön. Und keiner, der mich gestört hat. :-)))

Ich liebe diese Oper. Schon bei den ersten Tönen des Vorspiels könnte ich dahinschmelzen. Mein absoluter Favorit ist aber die berühmte Briefarie. Da hat der gute Čajkovskij schon was ganz besonders schönes komponiert. Ist aber auch kein Wunder, bei der Vorlage! Der Librettist hat das meiste einach direkt aus dem Roman von Puškin übernommen und nur hie und da etwas gekürzt. Schon praktisch, wenn das Original schon in Versen geschrieben wurde. In wunderschönen Versen übrigens. Da ist es nicht weiter verwunderlich, daß ich jetzt meinen Puškin wieder hervorgeholt habe.

Beim ersten Durchblättern bin ich allerdings zuerst bei einem anderen Werk und dessen zauberhaften Anfang hängengeblieben:

У лукоморья дуб зеленый ...
Am Meeresstrand an stiller Stätte ...

Und jetzt entschuldigt mich bitte - ich muß weiterlesen.

Donnerstag, 22. Februar 2007

Neue Wörter

In den letzten Wochen habe ich ein paar neue Wörter gelernt. Nein, ich spreche jetzt nicht von Japanisch. Ich spreche von mir bislang unbekannten Wörtern meiner Muttersprache. Mein Bruder hat heute seine Diplomarbeit in Elektrotechnik zum Thema "Audioschaltverstärker mit hoher Bandbreite" fertiggestellt und abgeschickt, und bis es soweit war, mußte die auf Rechtschreib- und Grammatikfehler gegengelesen werden. Da ich selbst schon eine Magisterarbeit verfaßt und außerdem eine Zeitlang Deutschlehrerin gespielt habe, hatte er mich für diese wichtige Aufgabe auserkoren. Mache ich ja auch gerne, zumal ich derzeit bekanntlich sonst nicht viel zu tun habe.

Elektrotechnik ist definitiv nicht mein Ding, aber ich habe bei jedem erneuten Lesen etwas mehr verstanden und bin jetzt, wo die Arbeit gebunden und zur FH Bingen unterwegs ist, bei etwa 5 Prozent angekommen. Zum Glück mußte ich einen Satz nicht unbedingt verstehen, um die Grammatik korrigieren zu können. Was selten erforderlich war.

Gelernt habe ich dabei auch was, nämlich ein paar neue Wörter:
"hysterese-kontrollierte Klirrkomponente",
"Halbbrücke" und "Vollbrücke",
"selbstschwingender Verstärker"
und mein absolutes Lieblingswort aus der gesamten Arbeit:
"fremderregter Schaltverstärker".

Dienstag, 20. Februar 2007

Russische Paranoia

Die Amerikaner erwägen den Aufbau eines Raketenabwehrschilds in Osteuropa, und die Regierungen Polens und der Tschechischen Republik haben ihre Bereitschaft bekundet, sich an diesem Projekt zu beteiligen. Das soll Europa angeblich vor Angriffen aus Schurkenstaaten schützen.

Und was ist? Rußland reagiert beleidigt. Wie so oft (um nicht zu sagen: immer), wenn es um Sicherheitsfragen in Mittel- und Osteuropa, weitere NATO-Erweiterungen oder auch nur Zusammenarbeit zwischen der NATO und ehemaligen Sowjetrepubliken geht. Unser Außenminister hat denn auch prompt nichts eiligeres zu tun, als Kaczyński und Topolanek zu ermahnen, doch bitte ein bißchen Rücksicht auf russische Sicherheitsinteressen und Befindlichkeiten zu nehmen.

Ja, wo bin ich hier? Bislang hat Rußland sich ganz gut selbst verteidigen können. Da wird eben mal erst der Gaspreis urplötzlich erhöht und das Gas abgedreht, wenn der betroffene Staat das so nicht zahlen kann oder will (Georgie, Ukraine, Weißrußland), ein Einfuhrverbot für Rindfleisch (Polen) oder Wein (Moldawien) verhängt, wenn der kleine Nachbar nicht so will wie der große Bruder.

Natürlich richtet sich der Abwehrschild nicht gegen Rußland - jedenfalls nicht, solange sich das Land nicht in einen Schurkenstaat verwandelt. Und vielleicht sollte Putin noch einmal darüber nachdenken, wie seine Drohrede auf der Münchner Sicherheitskonferenz wohl in den mittel- und osteuropäischen Staaten angekommen sein mag. Kleiner Tip mit Blick auf die Geschichte: nicht sehr gut.

Montag, 19. Februar 2007

Politische Bildung

Hurra, ich fahre nach Berlin!

Am 3. und 4. März organisiert der SPD-Ortsverein Lohe (für alle von auswärts: ein Stadtteil von Bad Oeynhausen, von Oberbecksen aus - wo ich wohne - praktisch auf dem Nachbarhügel gelegen) eine Fahrt nach Berlin, und ich bin dabei. Heute lag das Programm in der Post.

Am 3.3. trifft man sich mitten in der Nacht (6:25) am Bahnhof, dafür sind wir aber auch schon um halb zehn in Berlin. Einchecken im Hotel, dann Abmarsch zur Reichstagsbesichtigung, wo wir auch unseren Abgeordneten, Wolfgang Spanier treffen werden. Am Sonntag geht es ins Deutsche Historische Museum, anschließend haben wir etwas Zeit zur freien Verfügung, bis es am frühen Abend schon wieder zurück nach Bad Oeynhausen geht.

Hach, ich freu mich schon!

Samstag, 17. Februar 2007

VHS

Am Donnerstagabend hat der langersehnte Japanischkurs an der VHS begonnen. Ich war seit der Anmeldung sehr gespannt, wie es da wohl aussehen würde.

Um es gleich vorweg zu sagen: hat mir gut gefallen, ich bin zufrieden. Es ist eine sehr kleine Gruppe (hatte ich auch nicht anders erwartet), bei der die Mindestteilnehmerzahl von sechs Japaninteressierten nur zustande gekommen ist, weil eine neue Schülerin (meine Wenigkeit - da waren alle sehr froh drüber :-) ) dazugekommen ist und außerdem der Lehrer sich selbst als Teilnehmer eingetragen hat. Wow, das nenne ich Einsatz! Sein Dozentengehalt kann er vermutlich in den Wind schreiben.

Der Lehrer ist Japaner (Suzuki-sensei) und spricht fließend Deutsch mit einem Akzent, der mich angenehm an meine ehemaligen Schüler erinnert. Von den anderen Teilnehmern waren erst einmal nur drei da, zwei Schüler und ein junger Mann ungefähr in meinem Alter (aber ich sage es lieber gleich, das Schätzen von Altersangaben zählt nicht zu meinen Fähigkeiten).

Vom Unterrichtsstoff wird vieles für mich wohl doch erst mal nur Wiederholung sein, aber damit hatte ich schon gerechnet. In zwei Semestern an der VHS kommt man eben doch nicht so weit wie in über einem Jahr im Land selbst, zumal wenn es sich um eine Sprache handelt, die mit dem Deutschen nun wirklich nicht verwandt ist. Also habe ich gestern keine neue Grammatik gelernt, aber dafür jede Menge neuer Vokabeln. Das Thema waren Adverbien, und von denen hatte ich bislang wirklich nicht so viel gelernt. Überhaupt war ich bislang nicht die fleißigste Vokabellernerin, also habe ich jetzt die Chance, in der Hinsicht einiges nachzuholen.

Was mich allerdings wirklich irritiert hat, war die Tatsache, daß in dem Kurs bislang noch gar nicht mit japanischer Schrift gearbeitet worden ist. Alles war in Rōmaji, also in lateinischer Schrift, geschrieben. Hiragana, Katakana und vielleicht auch einige Kanji sollen erst in diesem Semester eingeführt werden. Hm. Da werde ich mich wohl etwas langweilen, wenn es dazu kommt. Vorgestern hatte ich deswegen nur erst einmal das Problem, daß ich einige Worte besser erkannt hätte, wenn sie japanisch geschrieben gewesen wären. Ganze Texte in Umschrift zu lesen, war erst einmal sehr ungewohnt.

Samstag, 10. Februar 2007

Stippvisite

Am Donnerstag hat uns der Winter besucht. Sogar schon zum zweitenmal, denn vor etwa zwei Wochen war morgens beim Aufwachen draußen alles weiß. Lange hatte die Pracht allerdings nicht gehalten. Und jetzt wieder. Gegen halb drei begann es plötzlich zu schneien. Richtig dicke Flocken schwebten plötzlich vom Himmel. Ich fand's schön, nur meine Mutter war wenig begeistert, denn sie trifft sich fast jeden Donnerstagnachmittag mit ein paar anderen Damen zum Kampfgehen. Mir war das unverständlich, weil durch das Wetter endlich einmal die blöden Skistöcke ihre Berechtigung fanden. ;-)

Jedenfalls schneite es munter, und schon nach einer halben Stunde lag draußen alles unter einer dünnen, weißen Decke.


Und nach einer weiteren halben Stunde sah es dann so aus:


Ein schwerer, nasser Schnee war das. Aber es knirschte so schön bei jedem Schritt. Mal abgesehen davon, daß Schneelandschaften an sich einfach nur schön sind.


Aber schon am Abend begann es wieder zu tauen, und aktuell sehe ich nur noch ein paar traurige, schmutzige Schneehäufchen auf dem Bürgersteig gegenüber herumliegen. :-(

Heute in der Post

Nachdem Julia schon vor zwei Tagen darüber berichtet hatte, wußte ich schon, daß es bei mir auch nicht mehr allzu lange dauern würde. Und heute war es dann soweit. In der Post befand sich ein hellblauer Umschlag mit einer japanischen Briefmarke. Die Adresse hatte ich selbst geschrieben. Damit war klar: das Ergebnis des Japanese Language Proficiency Tests (JLPT) ist da.


Und hurra! ich habe bestanden! Mit 331 von 400 möglichen Punkten auch ganz zufriedenstellend. Erwartungsgemäß hatte ich bei den Höraufgaben nicht so gut abgeschnitten, aber auch nicht so schlecht wie erwartet (da dürften einige Zufallstreffer darunter gewesen sein *g*), während ich im ersten Teil (Schreiben und Wortschatz) fast gar keine Fehler gemacht habe. :-)

Und wie sieht das Certificate nun aus? Es ist postkartengroß, japanisch und englisch (zum Glück, denn wer von den Personalverantwortlichen und sonstigen Personen, bei denen ich mit dem Ding angeben möchte, kann schon Japanisch lesen?), enthält meinen Namen, Geburtsdatum, Prüfungsnummer, Prüfungsort und Testlevel. Außerdem ein Foto. Das in meinem Fall am Automaten entstand und entsprechend furchtbar aussieht.

Zum Einrahmen ist das Certificate entschieden zu klein. Wer das möchte, kann allerdings eine Kopie in A4 bestellen. Aber das ist mir zu aufwendig. Und außerdem hätte ich dann wirklich ein schöneres Foto bei der Anmeldung verwenden sollen. ;-) Aber auf jeden Fall nehme ich das Certificate am Donnerstag zum Japanischkurs mit. Einen besseren Nachweis meiner Japanischkenntnisse gibt es nicht.

Sonntag, 4. Februar 2007

Saitensprünge

Gestern abend waren wir, d.h. meine Eltern und ich, im Stadttheater Herford. Gegeben wurde "Die Operngala zu Tränen lachen" mit den Philharmonischen Cellisten Köln und dem Kabarettisten Michael Quast. "Saitensprünge" von Verdi bis Gershwin sollte es geben. Sechs Cellisten und ein Kabarettist, das verhieß einen vergnüglichen Abend, und tatsächlich hatte das Programm nicht zu viel versprochen.

Sichtlich gut aufgelegt spielten die Musiker diverse Hits der Musikgeschichte - Verdi, Rossini, Weill, Wagner, Gershwin, Mozart, Strauß, ... Alles auf höchstem Niveau, aber auch mit mehr als nur einem Augenzwinkern. Das i-Tüpfelchen war allerdings der Kabarettist, der als Moderator durch das Programm führte, aber auch aktiv bei der musikalischen Gestaltung mitwirkte.

Michael Quast hatte sich bei einigen Nummern von den Herren Musikern dazu "überreden lassen", den Gesangspart zu übernehmen. Die Aufgabe wurde mit Bravour geleistet. So schön habe ich Rossinis Katzenduett noch nie gehört. Auch wenn hier sechs Celli und ein Kater "sangen". Wobei sich Michael Quast natürlich nicht auf bloßes Absingen beschränkte, sondern den Kater zur großen Begeisterung des Publikums auch überzeugend darstellte.

Lehrreich war es außerdem. Wußtet Ihr, daß Verdi eine Schwester mit Namen Giulietta hatte, die die Oper "Die Weihnachtsente" (der italienische Originaltitel ist mir leider entfallen) komponiert hat? Nein? (Die Oper wurde uns in einer sehr gelungenen Kurzfassung vorgeführt.)

Oder was passiert, wenn der Dirigent einem Cellisten die Frau ausspannt und diesen Cellisten dann abends im Opernorchester sitzen hat, mit dem "Aida" aufgeführt werden soll? Ich kann Euch sagen, das Ergebnis ist überhaupt nicht lustig - für den Dirigenten.

Wirklich klasse war auch die Demonstration dessen, zu was harte Sparmaßnahmen im Kulturbereich führen. Da müssen sich zwei Cellisten schon mal einen Stuhl und ein Cello teilen. Und wenn dann beim Umblättern der Notenständer umstürzt und die Noten in der Hektik dann verkehrt herum auf dem Notenständer landen ... Herrlich.

Den großen Applaus hatten sich Cellisten und Kabarettist mehr als verdient. Und sie bedankten sich mit zwei wunderschönen Zugaben, Leroy Andersons "The Typewriter" in der Version für Hühnerhof und Hühnerhund sowie - als Nachtrag zum zu Ende gegangenen Mozartjahr - einer Aufführung der "Zauberflöte".

Prädikat: unbedingt empfehlenswert!!

Samstag, 3. Februar 2007

Schwierige Entscheidung

Ich bin bekennender Sportmuffel und habe als solcher die Fußball-WM nach Kräften ignoriert. Aber vorgestern habe ich - aus Langeweile und in Ermangelung akzeptabler Alternativen - die letzte halbe Stunde (inklusive der beiden Verlängerungen) der Partie Deutschland - Frankreich der diesjährigen Handball-WM im Fernsehen verfolgt. Und was soll ich sagen? Es war erstaunlich spannend. Deutschland wirft ein Tor, und keine Minute später hatten die Franzosen schon wieder den Ausgleich geschafft oder wieder ein Tor Vorsprung. Im Unterschied zum Fußball passierte da wirklich was auf dem Bildschirm. Action pur. Und ziemlich bald habe ich auch angefangen, "unseren" Jungs die Daumen zu drücken.

Morgen steht Deutschland gegen Polen im Endspiel, und ich weiß nicht, wem ich die Daumen drücken soll. Die Deutschen haben mich Donnerstag mit ihrem Durchhaltewillen schon beeindruckt, aber andererseits genießen die Polen auch meine uneingeschränkte Sympathie. Da hilft wohl nur eins: möge die bessere Mannschaft gewinnen. Besser als die Fußballer haben die Handballer eh schon abgeschnitten. :-))