Mittwoch, 30. Mai 2007

Japaner können kein Englisch ...

... aber die Dänen haben mit der Weltsprache bekanntlich keine Probleme.


Nur an ihrem Deutsch sollten sie noch etwas arbeiten. Na ja, man kann nicht alles haben. ;-)

Montag, 28. Mai 2007

Stichwahl

Nachdem die Nacht zum Mittwoch schon viel zu kurz gewesen war, "durfte" ich gestern schon wieder sehr früh aufstehen. Und das an einem Sonntag. Aber so oft kommt es ja doch nicht vor, daß man Dienst an der Demokratie schieben darf, da kann ich mich also nicht beklagen. Höchstens darüber, daß die Wahlbeteiligung im Vergleich zum ersten Wahlgang noch mal gehörig in den Keller gefallen war. In "meinem" Wahllokal gaben innerhalb von zehn Stunden gerade mal 158 Personen ihre Stimme ab. Beschämende 11,8 Prozent Wahlbeteiligung. Es war stinklangweilig.



Um Viertel nach sieben, als ich in der Grundschule Rehme-Oberbecksen ankam, warteten die Wahlautomaten noch darauf, aufgebaut zu werden. Auch wenn ich die Geräte schon vom letzten Mal her kannte, war es doch wieder überraschend zu sehen, wie klein sie in zusammengeklapptem Zustand sind.


Das Siegel kann ich allerdings nur als Witz bezeichnen. Der Zettel war ganz einfach abzuziehen. Kein Riß oder so. Sieht mehr nach Kosmetik aus. Und ist ganz und gar nicht geeignet, mein Vertrauen in die Wahlautomaten zu erhöhen.


Jedenfalls haben wir unseren Automaten gemeinsam entfaltet, an das Stromnetz angeschlossen und gemäß der Bedienungsanleitung in Betrieb genommen.


Danach haben wir auch die Rückseite des Automaten geschlossen, damit niemand an den Drucker und vor allem die Speichereinheit herankommen konnte. Zumindest nicht ohne einen gewissen Aufwand, der uns selbst bei überfülltem Wahllokal aufgefallen wäre.


Hier ist die Bedieneinheit, mit der der Automat für jeden Wähler einzeln freigeschaltet wird. Sobald der Wähler seine Wahl mit Druck auf die Taste "Stimmabgabe" bestätigt hat, wird die veränderte Zahl der abgegebenen Stimmen auf der Bedieneinheit angezeigt. Wenn der Wähler gehen will, ohne diese Taste gedrückt zu haben, kann der Wahlhelfer ihn "zurückpfeifen". Das ist wichtig, denn sonst würde die Stimme ja nicht gezählt.


Tja, und so sieht der Automat für den Wähler aus. Der "Stimmzettel" ist die kleinere, knallgelbe Fläche, und mit Druck auf einen der großen schwarzen Punkte wird der Kandidat oder die Partei ausgewählt. Bestätigt wird rechts oben auf dem grün-blauen Feld neben der Anzeige. Für Rollstuhlfahrer gibt es eine weitere Bestätigungstaste rechts unten in der Ecke.



Als alles aufgebaut war, wurde um 8:00 die Wahlhandlung durch unseren Wahlvorsteher für eröffnet erklärt. Und es begann das große Warten auf die Wähler.


Wo bleiben sie nur?! Zum Glück hatte ich ein Buch dabei. Und ich war nicht die einzige.


So völlig abwechslungslos verlief der Tag aber doch nicht. Wir bekamen Besuch von noch nicht wahlberechtigten Pferden, und kurz vor neun kam eine in leuchtendes Blau gehüllte Joggerin ins Wahllokal gekeucht, die ich noch eine Runde durch den Raum drehen ließ, damit die arme Frau nicht still stehen bleiben mußte, während ich sie im Wählerverzeichnis heraussuchte. Das Yeti ließ sich diesmal allerdings nicht blicken. Auch kamen viel weniger Kinder als vor zwei Wochen.


Aber die paar, die kamen, gingen natürlich auch mit Mama und/oder Papa an den Wahlautomaten und sahen beim Wählen zu. Doch mit einer Ausnahme ließ sich keines von dem Kollegen dazu verleiten, ihm auf der maßstabsgetreuen Abbildung des Wahlfeldes zu zeigen, welche Taste Mama oder Papa gedrückt hatten. Nur ein kleines Mädchen hätte es ihm fast verraten, wenn sein Bruder nicht laut losgebrüllt hätte. *LOL*



Als es langsam auf 18 Uhr zuging, begann die Schriftführerin schon damit, die Häkchen im Wählerverzeichnis zu zählen, um für das Protokoll die Zahl der Wähler zu ermitteln. Das hat zwar auch der Automat angezeigt, aber irgendwer muß vergessen haben, diese Vorschrift zu streichen, und so mußte es halt getan werden.


Um 18:00 schließlich erklärte unser Wahlvorsteher die Wahlhandlung offiziell für beendet, und wir alle versammelten uns um den Automaten. Neben der Anzeigetafel wurde die Plastikverschalung angehoben und eine kleine Tastatur freigelegt. Den Anweisungen gemäß wurden die entsprechenden Knöpfe gedrückt, der Computer berechnete das Wahlergebnis, und der kleine Drucker auf der Rückseite des Geräts druckte das Wahlergebnis aus.


Ein reichlich unspektakulärer Vorgang. Das Wahlergebnis wurde auf ein Zettelchen gedruckt, wie man es auch an der Supermarktkasse erhält. Wie einfallslos.


Das Ergebnis wurde für alle Wahlhelfer und den interessierten Bürger sichtbar an die Tafel geschrieben, ein paar Wahlhelfer aus dem benachbarten Wahllokal kamen herein, die Ergebnisse wurden verglichen, und per Eilmeldung an den Wahlleiter im Rathaus bzw. an die Parteizentralen durchgegeben. Dann wurde der Automat wieder zusammengefaltet.


Danach räumten wir noch ein bißchen auf, und wir von den Parteien entsandten Wahlhelfer waren entlassen. Die anderen mußten erst die Unterlagen und die Speichereinheit aus dem Gerät im Rathaus abliefern.

Ach ja, der Wahlsieger ist Dr. Ralf Niermann, der Kandidat der SPD. :-))

Sonntag, 27. Mai 2007

Einmal Dänemark und zurück

Am Dienstagabend bin ich nach Berlin gefahren, denn die Zeitschrift, bei der ich demnächst arbeiten werde, hat am Mittwoch eine von diversen Sponsoren finanzierte, eintägige Leserreise veranstaltet. Das macht sie einmal im Jahr, immer im Mai. Es mußten noch die Details meines Vertrags besprochen werden, und da meinte der Herausgeber, es sei doch eine schöne Gelegenheit, wenn ich an diesem Ausflug teilnehmen und so Einblicke in die Arbeit der Zeitschrift gewinnen würde.

Die Nacht war extrem kurz, denn vor der für halb acht geplanten Abfahrt mußten noch einige letzte Vorbereitungen getroffen werden. Aber irgendwann waren wir alle (gut 130 Personen) von Berlin unterwegs nach Rostock. Das ist eine Stadt, die ich sehr mag, denn ich habe dort studiert und mich dort die ganze Zeit sehr wohl gefühlt. Darum habe ich mich auch sehr auf die Fahrt gefreut, auch wenn wir uns nicht die sehr sehenwerte Altstadt angesehen haben, sondern gleich zum Stadthafen gefahren sind. Mit der Fähre "Kronprins Frederik" sollten wir nach Gedser in Dänemark und gleich wieder zurückfahren. Ein Aufenthalt in Dänemark hätte den Zeitrahmen gesprengt, und außerdem ging es v.a. darum, den v.a. ausländischen Lesern der Zeitschrift zu zeigen, wie schnell man von Berlin aus nach Rostock (bzw. Mecklenburg-Vorpommern insgesamt) und nach Dänemark gelangt. Entsprechend gehörte z.B. Scandlines zu den Sponsoren der Fahrt. Insgesamt vier Stunden dauerte die Fahrt über die Ostsee und zurück, danach gab es noch Kaffee und Kuchen in der noblen Yachthafenresidenz Hohe Düne in Rostock-Warnemünde, und dann mußten wir auch schon wieder nach Berlin zurück. Aber schön war es trotzdem.

Petrus war auf unserer Seite. Als wir Berlin verließen, war es noch durchgängig bewölkt, aber je weiter nördlich wir fuhren, desto mehr Blau war am Himmel zu sehen. Und nur zwei Sekunden, nachdem wir die Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern passiert hatten, brach die Sonne hervor. Perfektes Timing!! Von da ab hatten wir den ganzen Tag über schönstes Wetter, strahlend blauen Himmel und angenehme Temperaturen. Besser hätte es nicht sein können.


Bei der Ausfahrt aus dem Hafen: Blick auf die Mole und den Strand von Warnemünde. Der häßliche Kasten im Hintergrund ist das Hotel Neptun.


Und hier der Leuchtturm von Warnemünde. Nachdem wir daran vorbeigefahren waren, ging ich wieder nach unten, ...


... denn dieses Büffet hätte ich wirklich nur ungern verpaßt! ;-) Das ging nicht nur mir so, aber sobald der Hunger gestillt war, hielt es kaum noch jemanden unter Deck. Das Wetter war einfach zu schön.


Außerdem konnte man vom Sonnendeck aus die drei großen Segelschiffe (Sedov, Mir und Dar Młodzieży), die auf ihrer Regatta nach Bornholm in eine Flaute geraten waren, viel besser sehen. Leider kamen wir ihnen nicht nahe genug, um auf den Fotos gut sichtbar zu sein. Aber in der Vergrößerung sollten sie am Horizont erahnt werden können.


Nach knapp zwei Stunden erreichten wir Gedser in Dänemark, wo die Fähre für genau 15 Minuten zum Ent- und Beladen anlegte.


Das ist natürlich nicht viel Zeit, zumal LKWs, Busse und PKWs auf der Fähre fahren. Daher läuft das Anlegen nicht mehr auf die traditionelle Art mit dicken Tauen, sondern mithilfe riesiger Magnete (hier im Bild). Ich hatte die Teile erst für gewaltige Puffer gehalten, aber mein künftiger Chef hat es mir so erklärt. Der hatte es von einem Scandlines-Mitarbeiter erfahren. Und der muß es ja wissen.


Wie gesagt, viel Zeit war nicht. Trotzdem verließen ca. 50 Leute unserer Gruppe die Fähre, um zumindest einmal die Füße auf dänischen Boden zu setzen. Die Leute von Scandlines wurden daher auch etwas nervös, aber alle waren rechtzeitig wieder an Bord und die Fähre konnte pünktlich ablegen. Das ist wichtig, denn anders als Züge haben Fähren kaum eine Möglichkeit, verlorene Zeit durch schnelleres Fahren wieder aufzuholen.


Das Sonnendeck der "Kronprins Frederik". Auf dieser Seite war vor kurzem der Boden frisch gestrichen worden, aber das hat nicht alle Passagiere davon abgehalten, es zu betreten. Ist auch nichts passiert, wenn man davon absieht, daß die Schuhe nach kurzer Zeit leicht am Boden klebten, wenn man sich nicht bewegte. ;-)


Die Yachthafenresidenz Hohe Düne. Die ist noch ziemlich neu, denn sie wurde erst anläßlich der Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2012 gebaut. Sehr nobel und für meinen Geschmack auch etwas zu künstlich, aber dennoch war es schön, das mal gesehen zu haben. Für uns gab es Kaffee und Kuchen (lecker!!!!) im edlen "Admirals Club" im oberen Stockwerk.


Von dem langgestreckten Balkon aus hatten wir eine wunderschöne Aussicht auf den Yachthafen ...


... und die Hafeneinfahrt, durch die gerade eine weitere Scandlines-Fähre fuhr.


Im Hafenbecken gab es - gut einsehbar von "unserem" Balkon - eine kleine künstliche Insel, die durch einen schmalen Steg mit dem Festland verbunden war. Dekoriert war sie sehr maritim mit kleinem Sandstrand mit Strandkörben (links), einem Piraten mit Schatztruhen (vorne rechts) und einer Strandbar (hinten rechts, unter dem weißen Sonnenschirm). Ob diese Insel da immer ist, weiß ich nicht. Jedenfalls war da einiges los. Der NDR probte da nämlich für die Aufzeichnung einer Show, die später am Abend dortselbst aufgezeichnet werden sollte. Während unsere Gruppe sich so nach und nach oben einfand, "probte" unten gerade Roland Kaiser (der Mann im dunklen Jackett auf dem Barhocker an der "Strandbar") irgendeinen Herzschmerzschlager. Nicht meine Musik, aber solange man nicht auf den Text achtet, ist es einigermaßen erträglich.


Als dann aber Heino (*argh*) playback den berühmten Gefangenenchor aus "Nabucco" auf Deutsch vergewaltigte, flüchtete sich alles nach innen ans Kuchenbüffet. Das mußte denn doch nicht sein. Davon abgesehen aber war es ein wundervoller Nachmittag, der viel zu schnell vorüberging.

Donnerstag, 24. Mai 2007

Aktuelles Stöckchen

Und wieder einmal hat Sabine ein Stöckchen geworfen. Ich habe es mir angesehen, für gut befunden und mache mich jetzt also daran, einige Fragen zu beantworten.

Aktuelle Tätigkeit? - Dreimal dürft Ihr raten ...

Aktuelle Musik? - Dmitrij Šostakovič, Jazz Suite Nr. 2. Und für alle, die es ganz genau wissen wollen: Nach Teil II (Lyric Waltz - *schmacht*) geht es jetzt munter mit Teil III (Dance 1) weiter. Ein paar Nummern später folgt das wohl berühmteste Stück, der Walzer Nr. 2.

Aktuelles Buch? - "Inspektor Jury steht im Regen" von Martha Grimes. Auch schon zwanzig Jahre alt, aber die "Inspektor Jury"-Reihe ist einfach nur gut!

Aktuelle Zeitung? - Bin heute noch nicht zum Lesen meiner FAZ gekommen. Gestern auch nicht, denn ich war auswärts unterwegs. Bericht folgt morgen. Oder übermorgen. ;-)

Aktuell im Fernsehen? - Woher soll ich das wissen?! Ich sitze hier gemütlich bei schöner Musik (s.o.) in meinem Zimmerchen vor dem Computer. Einen Fernseher gibt es hier nicht.

Aktuelle Hauptbeschäftigung? - Momentan noch genieße ich das Leben als Arbeitslose. Aber nur, weil ich demnächst (wie es aussieht, schon Mitte Juni) wieder in Lohn und Brot stehen werde. Ohne diese Aussicht wäre das ständige Nichtstun einfach nur deprimierend.

Aktuelle/r Freund/in? - Bin Single.

Aktuelle Lieblingsfarbe? - Hellblau. Die steht mir am besten und ist im Kleiderschrank daher auch gut vertreten. Zusammen mit Schwarz (damit kann man schließlich - in der Mode - nie was falsch machen) und Rot (was ich auch gut tragen kann und sich aufs Beste mit meinen politischen Überzeugungen verträgt).

Aktuelles Essen? - Eine Tafel Lindt-Schokolade. Aber nicht irgendeine, nein, sondern etwas ganz feines: Edelbitter mit 70% Kakaoanteil, gefüllt mit Edelbitter-Mousse und einer Sauerkirsch-Chili-Füllung. Die ich jetzt aber beiseite lege, denn so etwas Gutes darf man nicht einfach so an einem Abend verdrücken. Das muß man genießen.

Aktuelles Getränk? - Wenn ich hier fertig bin, werde ich mich mal in die Küche begeben und mir ein Glas Milch genehmigen.

Aktuelle Abendplanung? - Aktuelles Buch beenden (die Hälfte habe ich schon geschafft), und dann ab in die Heia. Ich muß dringend Schlaf nachholen.

Aktuelle Wochenendplanung? - Am Sonntag findet die Stichwahl statt. Ich glaube, daß ich auch für die Kollegen spreche, wenn ich hier sage, daß wir uns wohl über jeden Besucher des Wahllokals freuen werden, egal, ob wahlberechtigt, oder nicht. Hauptsache, Abwechslung. Vor zwei Wochen war es schon recht öde.

Aktuelle Sockenfarbe? - Nachdem meine Füße heute den ganzen Tag in Damenkniestrümpfen und schicken (aber bequemen!) Schuhen gesteckt haben, trage ich jetzt, wo ich wieder zuhause bin, keine Socken mehr. Viel zu warm.

Aktuelle Freude? - Ich habe eine neue Stelle. Freudiger geht's nicht. Zumindest im Moment nicht.

Aktuelles Ärgernis? - Daß ich wegen der neuen Stelle erst nächstes Jahr wieder nach Belarus fahren kann. Aber Arbeit geht vor.

Aktuelles Lieblings-Blog? Julias Photoblog mit täglichen Bildern aus Kitakami und Umgebung. Ich habe schon überlegt, was ähnliches anzufangen, sobald ich eine neue Stelle habe, wo ich mich für einen längeren Zeitraum niederlassen kann, aber für Berlin gibt es so etwas schon. :-(

Aktuell liebster Zeitvertreib? - Kanji lernen. Mit diesem Buch geht das wirklich wunderbar!

Aktuell zeitraubendste, unangenehmste Tätigkeit? - Bewerbungen schreiben. Aber das habe ich ja - dem Himmel und meinem Ex-Kollgen Hans (über den der Kontakt zu meinem künftigen Arbeitgeber zustande gekommen ist) sei Dank - für's erste wieder einmal hinter mich gebracht.

Aktuelle Meinung zu ...? - Was ist denn gerade aktuell? Hm, also, die G8-Gipfel sollten sie künftig vielleicht besser auf Sankt Helena veranstalten. Das ist schön weit ab vom Schuß für alle Globalisierungskritiker und besonders diejenigen, die die Protestaktionen seit Jahren als Ausrede dazu mißbrauchen, um Randale zu machen. Das dürfte die Kosten für die Sicherheitsmaßnahmen erheblich drosseln. Schließlich muß der Steuerzahler dafür aufkommen. Alternativ könnten sich die hohen Herrschaften auch auf einem Flugzeugträger treffen.

Aktuell sollen dieses Stöckchen auffangen? - Patrick, Andreas, Julia und Luthien.

Montag, 21. Mai 2007

Ein schönes Bild


Auf der gestrigen Geburtstagsfeier meiner Mutter fühlte sich mein Vater beim Blick auf die Anwesenden plötzlich an ein berühmtes Werk der Kunstgeschichte erinnert. Schwups griff er sich meine (!) Kamera. Mal abgesehen davon, daß wir auf dem Bild alle lachen, hatte mein Vater recht. Zumal sich ein junger Mann mit Bart und langen Haaren im Zentrum des Geschehens befindet. Also nenne ich das Bild einfach mal

Da Vincis Abendmahl - remastered

Sonntag, 20. Mai 2007

Zeitnot

Heute morgen, kurz vor elf: mein Brüderchen wird nervös, denn um elf wird der Knabe vom Rest seiner Fußballmannschaft am Stadion erwartet, wo ein Turnier ansteht. Das Problem: die Eltern sind noch in der Kirche. Vom Wohnzimmer aus kann ich zuhören, wie das Brüderchen versucht, den Bruder zu überreden, ihn zu fahren. Der Bruder hat aber erstens keine Lust und ist zweitens immer noch sauer über die insgesamt drei (!) Terrorattacken heute morgen.

Tja, da hat der Knabe wohl ein Problem, doch Rettung naht: die Haustür geht auf, die Eltern sind zurück.

Brüderchen (beleidigt): "Na endlich!"
Mutter: "Wir sind extra früher gekommen."
Brüderchen (immer noch beleidigt): "Ich muß in fünf Minuten am Stadion sein!!"
Vater: "Bist du denn schon fertig?"
Brüderchen (jetzt sehr beleidigt): "NEIN!!"

Typisch.

Montag, 14. Mai 2007

Impressionen von der Landratswahl

Wie angekündigt, war ich gestern bei der Landratswahl als Beisitzerin im Wahlvorstand eingesetzt. Nach der letzten Bundestagswahl vor knapp zwei Jahren durfte ich schon zum zweiten Mal Dienst an der Demokratie schieben, und wieder hat es mir im Großen und Ganzen Spaß gemacht. Auch wenn ich "dank" des elektronischen Stimmgeräts das Zählen der Stimmzettel vermißt habe. Und obwohl die Wahlbeteiligung so beschämend niedrig lag, daß es uns im Wahllokal recht langweilig wurde.

Eingesetzt war ich wie letztes Mal in einem der beiden Wahllokale in der Grundschule Rehme-Oberbecksen, an der ich vor vielen, vielen Jahren einmal Lesen gelernt habe. Abstimmen mußte ich allerdings im anderen Raum, und das habe ich gleich um acht Uhr gemacht. Damit war ich die allererste überhaupt :-). Die Wahlhelfer starrten gebannt auf das Display der Bedieneinheit, mit der das Gerät vor jeder Stimmabgabe einzeln freigeschaltet werden muß und das anzeigt, wie viele Wähler jeweils ihre Stimme abgegeben haben.

Das von mir ungeliebte Stimmgerät hat ohne Probleme funktioniert (aber an meiner Meinung zum Einsatz ändert das überhaupt nichts!). Alle haben ihre Stimme abgeben können. Auch die ältere Dame, die bei der Erklärung der Funktionsweise der Maschine durch einen der Kollegen einfach nicht zugehört hatte und dann zwei Minuten lang vor der Maschine stand und hörbar nicht wußte, was sie nun machen sollte, hatte es - auch durch unsere "blind" von unseren Plätzen aus gegebenen Anweisungen - am Ende doch geschafft. "Zuerst auf einen der schwarzen Punkte drücken! Und jetzt rechts oben mit der blauen Taste bestätigen!! Ja, gut gemacht!!" Es dauerte zwar etwas, aber da zu der Zeit außer ihrem Mann eh kein anderer Wähler abstimmen wollte, machte das nichts.

Wie gesagt, wir hatten alle herzlich wenig zu tun. Im benachbarten Wahllokal sah es ähnlich aus, und da jeweils nur drei Mitglieder des Wahlvorstandes im Wahllokal anwesend sein mußten, hatten alle genug Zeit und Muße, zwischendurch bei Kaffee, belegten Broten und (sehr krümeligem) Kuchen im Lehrerzimmer der Grundschule zu sitzen und zu quatschen. Das führte allerdings dazu, daß alle Brote und fast der gesamte Kuchen mittags schon verzehrt waren. Da hatte Pech, wer erst im zweiten Durchgang zum Mittagessen nach Hause fahren konnte.

Wie gesagt, die Wahlbeteiligung war beschämend niedrig. Im Laufe des Tages mußte zu genau festgelegten Uhrzeiten der aktuelle Stand der Wahlbeteiligung ans Rathaus gemeldet werden. Bei der ersten Meldung um elf Uhr hatten nur etwas über vier (4!!!) Prozent gewählt. Am Ende des Tages waren es immer noch weniger als zwanzig Prozent (absolute Zahl: 235 von über 1.200), im Bad Oeynhausener Durchschnitt lag die Wahlbeteiligung laut NW von heute bei 24,7 Prozent. Der Kommentar der NW versucht, dieses erschreckende Ergebnis so zu erklären. Zitat: "Kaum zu glauben, dass Technik Wähler abschreckt. Eher mag es fehlende Identifikation mit dem Kreis sein." Ich denke, es war eine Mischung aus beidem (plus der Tatsache, daß kaum einer weiß, was ein Landrat eigentlich macht). Ich kenne mindestens einen, der aus bewußtem Protest gegen den Einsatz der elektronischen Stimmgeräte an der Wahl nicht teilgenommen hat. Das kann ich zwar auch nicht gutheißen, aber nachvollziehen.

Kurz vor drei Uhr kam der Bürgermeister vorbei, begrüßte persönlich alle ehrenamtlichen Wahlhelfer, stellte uns eine Schachtel "Celebrations" (lecker!) auf den Tisch, fragte danach, wie die Wahl bisher so verlaufen sei, ob es Probleme mit dem Stimmgerät gegeben habe, wie die Wähler darauf reagiert hätten (positiv überrascht, daß das Abstimmen so schnell geht, kritische Kommentare gab es zu meinem Bedauern nicht), berichtete aus anderen Wahllokalen, wo in einem Fall ein Wähler unverrichteter Dinge wieder abgezogen war, nachdem er seinem Mißfallen gegen die Stimmgeräte deutlich Ausdruck verliehen hatte. Während meine Kollegen ihr Unverständnis darüber äußerten, habe ich die Gelegenheit genutzt, dem Bürgermeister meine persönliche Unzufriedenheit mit dem Einsatz der Stimmgeräte mitzuteilen. Mit denselben Argumenten, die ich schon vorgestern hier dargelegt habe. Die fand er zwar stimmig und nicht ganz unbegründet, aber "Manipulationen sind auch bei dem herkömmlichen Verfahren möglich und gerade vor kurzem erst wieder vorgekommen" (in Hamburg). Na ja, was soll er sonst auch dazu sagen. *seufz*

Der "Höhepunkt" des Wahltages war der Moment, als eine Gruppe von Kindern, die zuvor eine ganze Weile schon lärmend über die Flure getobt waren (wo waren eigentlich deren Eltern?), plötzlich ihre Köpfe zur Tür hereinsteckten und erzählten, im oberen Stockwerk stehe ein Klassenzimmer komplett unter Wasser. Und sie seien es nicht gewesen. Das glaubten wir sofort, denn sonst hätten sie uns ja nicht Bescheid gesagt. Die Kollegin rief den Hausmeister an, der überhaupt nicht begeistert war, das gemeinsame Essen mit seiner Mutter (gestern war ja auch noch Muttertag!) abbrechen zu müssen. Als Ursache für die Überschwemmung stellte sich - so berichtete er später - ein Stück Fruchtgummi heraus, das im Abfluß eines Waschbeckens gelegen, durch den ständigen Kontakt mit Feuchtigkeit immer weiter aufgequollen und so schließlich den Abfluß verstopft habe. Irgendjemand hatte den Wasserhahn wohl laufen lassen oder ihn nicht ordentlich abgedreht, jedenfalls war irgendwann das Waschbecken übergelaufen, und als die Kinder das Malheur entdeckten, stand schon der ganze Boden unter Wasser.

Interessant war es auch, die Wähler zu beobachten. (Wenn mal welche kamen.) Die meisten waren normale Leute in all ihrer Unterschiedlichkeit. Alle ließen sich das Wahlverfahren mit dem Stimmgerät erläutern. Alle drehten den Kopf zum Gerät, sobald die Rede darauf kam, und blickten danach sofort wieder auf den großen Zettel, auf dem das Display in Originalgröße und -farben abgebildet war. Manchmal sind Reaktionen einfach nur vorhersehbar.

Mittags kam das Yeti wieder vorbei. Unverkennbar mit den knielangen, grauen Rastalocken und dem zotteligen Bart. Und keiner kennt den Mann. Aber er steht im Wählerverzeichnis.

Ungefähr eine Stunde vor Schließung der Wahllokale schlurfte ein etwas ungepflegt wirkender Mann Mitte vierzig ins Wahllokal und baute sich - die Hände in den Taschen - vor unserem Tisch auf: "Tach. Ich will hier wählen."
"Haben Sie Ihre Wahlbenachrichtigungskarte dabei?"
Herausforderner Blick, betont coole Stimme: "Brauch ich nich. Ich bin dorfbekannt."
Der Wahlvorsteher (wohnhaft in Dehme) wendet sich an die Kollegen: "Kennt jemand von Ihnen den Mann?"
Wir fünf (um die Uhrzeit waren wir alle wieder vollzählig anwesend) wechselten ratlose Blicke, schütteln mit dem Kopf.
Mann (beleidigt): "Gut, wenn Sie nicht wollen ..." Dreht sich um und will wieder gehen.
Kollegin: "Haben Sie vielleicht Ihren Ausweis dabei?"
Mann (mürrisch): "Sagen Sie das doch gleich!" Er fischt sein Portemonnaie aus der Gesäßtasche, zieht seinen Perso heraus und überreicht ihn mir. Ich überprüfe die Anschrift, stelle fest, daß er zumindest in unserem Wahllokal richtig ist, suche ihn im Wählerverzeichnis heraus und überprüfe alle Angaben extra sorgfältig. Alles in Ordnung, ein Kollege erklärt ihm das Stimmgerät, ein weiterer Kollege schaltet das Stimmgerät frei, der Mann wählt und verschwindet, ohne ein Wort zu sagen.

Was wir an dem Tag sonst noch so gemacht haben:
  • Kaffee getrunken
  • ab und an Witze erzählt
  • mit der Kollegin, die ein Haus gekauft hat und Pläne für den Garten macht, "ihre" Büchereibücher über Blumen-, Gräser- und Heckenarten durchgeblättert und über Gartengestaltung gesprochen
  • nach meiner Mittagspause die zu richtigen Büchern gebundenen Ausdrucke meines Japan-Blogs durchgeblättert und die Fotos angeschaut - für die Abwechlsung waren mir alle sehr dankbar :-)
  • einen Großteil der Wähler enttäuscht ins Wahllokal nebenan geschickt - die Beschilderung der Wahllokale war etwas "unglücklich" gewählt: "wir" waren "Rehme-Oberbecksen", die anderen waren "Rehme-Babbenhausen"; nur daß die Grenze zwischen den beiden Ortsteilen eben NICHT entlang des Borwegs verläuft und viele Oberbecksener sich daher darüber empörten, keine Babbenhausener zu sein; und zu Rehme gehörte keiner unserer Wähler, schließlich hatte Rehme sein eigenes Wahllokal im Rehmer Kindergarten - na ja, das sind so die kleinen Animositäten unter Nachbarn ;-)
  • über die niedrige Wahlbeteiligung gejammert und darüber, daß bei der Stichwahl in zwei Wochen vermutlich noch weniger kommen, weil dann Pfingsten ist und der eine oder andere in Urlaub ist
  • die Wähler, die am Nachmittag gekommen sind, aufgefordert, alle ins Wahllokal zu schicken, die sie auf der Straße treffen
  • halb im Scherz, halb im Ernst überlegt, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, daß der Kandidat der Republikaner aufgrund der überall geringen Wahlbeteiligung im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erhält und die Stichwahl überflüssig macht, denn dessen Wähler stimmen ja auf jeden Fall ab - aber glücklicherweise hat er nur verschwindend wenige Stimmen bekommen
  • die eigentlich für die nicht wahlberchtigten Kinder der Wähler gedachten Süßigkeiten auch an einige ausgewählte erwachsene Wähler verteilt
  • ich habe einigen Wählern versprochen, daß die Waschmaschine schon heute geliefert wird
  • ein Kollege hat sich bei einigen Wählern für die Abgabe des digitalen Fingerabdrucks und der DNA-Probe bedankt
  • noch mehr Kaffee getrunken
  • gelacht
  • geredet
  • geschwiegen
  • gegähnt
  • auf die Uhr gesehen

Wie gesagt, im Großen und Ganzen hat es Spaß gemacht. Die Kollegen waren allesamt nett, umgänglich und mit einem ordentlichen Sinn für Humor ausgestattet. Nur die ausbleibenden Wähler haben genervt. Bei der Stichwahl in zwei Wochen möchte ich daher mehr als nur 235 Wähler in meinem Wahllokal sehen!!

Samstag, 12. Mai 2007

Tulpenblüte

So, bevor bald auch die letzten Tulpen in Mutters Vorgarten verblüht sind, schnell noch ein Foto:


(Ja, ich spiele gerne mit der Makro-Funktion der Kamera herum. *g* )

Landratswahl

Morgen wird bei uns im Landkreis ein neuer Landrat gewählt. Der Alte hat die Altersgrenze erreicht, daher werden nur hier im Mühlenkreis die Wähler außer der Reihe zu den Urnen gerufen. In zwei Wochen wahrscheinlich noch mal zur Stichwahl, sofern keiner der Kandidaten schon morgen die erforderliche Mehrheit erhält. Wie schon bei der letzten Bundestagswahl vor knapp zwei Jahren bin ich wieder ehrenamtliche Beisitzerin im Wahlvorstand meines Stimmbezirks. Darauf habe ich mich genau so lange gefreut, bis ich die offizielle Berufung von der Stadt Bad Oeynhausen erhalten habe. An das zweiseitige Schreiben war nämlich ein häßlicher hellgrüner Zettel mit folgender Mitteilung geheftet:

"In ihrem Wahllokal/Stimmbezirk kommt zur Wahl der Landrätin/das Landrates ein elektronisches Wahlgerät zum Einsatz."

Hmpf. Das gefällt mir überhaupt nicht, und zwar aus folgenden Gründen:

  • Die traditionellen Stimmzettel haben den großen, unschlagbaren Vorteil, daß der Wähler genau weiß, wo er sein Kreuzchen gemacht hat und sich sicher sein kann, daß seine Stimmabgabe nicht manipuliert wird (zugegeben, das gilt leider nicht in allen Ländern, aber in den betreffenden Ländern würden auch elektronische Wahlgeräte manipuliert). Am Ende des Tages haben die Wähler bekanntlich das Recht, in ihrem Wahllokal bei der Auszählung der Stimmen zuzusehen. Bei dem elektronischen Wahlgerät müssen lediglich ein paar Knöpfe gedrückt werden, und dann spuckt der Computer das Ergebnis aus. Bei ordentlichen Stimmzetteln wird gezählt. Dazu wird der Inhalt der Wahlurne auf ein paar zusammengerückte Tische gestellt, die Stimmzettel werden erst sortiert und dann mehrmals gezählt. Danach weiß jeder, wie das Ergebnis lautet und wie es zustande gekommen ist. Mit anderen Worten: das traditionelle Verfahren ist vertrauenserweckend. Das ist für eine Demokratie überlebenswichtig!
  • Als ich das erste Mal wählen durfte, habe ich schon in Rostock studiert, war hier aber noch mit Erstwohnsitz gemeldet und mußte meine Stimme folglich hier abgeben. Das hätte ich per Briefwahl machen können (habe ich später auch so gehandhabt), aber gerade bei der ersten Wahl wollte ich "richtig" wählen. Das ist doch schon so eine Art Ritual (und kleine Rituale braucht der Mensch!), ins Wahllokal zu gehen, die Wahlbenachrichtigungskarte vorzuweisen, den Stimmzettel zu erhalten, in die Wahlkabine zu gehen, den Stimmzettel zu studieren (selbst wenn man sowieso schon weiß, wo man sein Kreuzchen machen will), mit Kugelschreiber sein Kreuzchen zu machen, den Stimmzettel wieder zusammenzufalten, zur Wahlurne zu gehen und schließlich seine Stimme abzugeben. Jetzt muß ich nur einen Knopf an irgendsoeiner blöden Maschine drücken. Da kann man ja gleich die Internetabstimmung einführen, mit allen Manipulationsmöglichkeiten!!
Nein, ich bin damit nicht einverstanden. Aber was hilft's: morgen trete ich um 7:30 zum Dienst an und hoffe darauf, daß alles gut geht. :-(

Freitag, 11. Mai 2007

Entscheidung

In den letzten Wochen habe ich sehr viel nachdenken und grübeln müssen. Ich war parallel bei zwei verschiedenen potentiellen Arbeitgebern zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden, in einem Fall sogar zu einem zweiten, in beiden Fällen war der Aufgabenbereich für mich hochinteressant, und bei beiden hatte ich den Eindruck, es könnte was werden. In dem einen Fall war es schließlich sogar hundertprozentig sicher, ich mußte mich nur entscheiden. Was gar nicht so leicht war, denn das andere war, wie gesagt, auch sehr interessant und finanziell zudem zumindest ein kleines bißchen attraktiver.

Letzte Woche schon hätte sich nach dem zweiten Vorstellungsgespräch alles entscheiden sollen. Ich wartete auf den Anruf von dem potentiellen Arbeitgeber, der mir dann aber nur mitteilte, man habe sich intern noch nicht endgültig abstimmen können, und er würde sich am Dienstag wieder melden. In der Zwischenzeit meldete sich der andere potenzielle Arbeitgeber und gewährte mir großzügigerweise eine Fristverlängerung bis zur Entscheidung des anderen potentiellen Arbeitgebers. Wow. Das zeigte mir deutlich, daß da ein ganz großes Interesse an meiner Mitarbeit bestand. Da war das schlechte Gewissen ob meiner Hinhaltetaktik ganz groß.

Erleichtert wurde mir die endgültige Entscheidung dann am Mittwochmittag, denn nachdem sich der erste potentielle Arbeitgeber bis dahin NICHT gemeldet hatte, ich also selbst anrufen und erfahren mußte, er sei zwei Tage auf einer Dienstreise, der zweite potentielle Arbeitgeber aber auf meinen Anruf wartete, habe ich nach reiflicher Überlegung beschlossen, letzterem meine Zusage zu geben, denn im ersten Fall standen meine Chancen auf Beschäftigung nur bei 50 Prozent.

Jetzt habe ich also endlich einen Job. Hat "nur" ein halbes Jahr gedauert (laut einer neulich auf SpO veröffentlichten Statistik liege ich damit für mein Studienfach auch genau im Trend, aber darauf hätte ich auch verzichten können). Ich freue mich wahnsinnig, und der künftige Arbeitgeber hat sich am Telefon auch hörbar gefreut. Einen besseren Beginn kann es nicht geben. :-)

Wann genau ich anfange, weiß ich noch nicht, aber ich habe zugesagt und werde demnächst in die einzig wahre Hauptstadt (Berlin) ziehen und dort als Assistentin des Herausgebers einer kleinen Monatszeitschrift tätig sein. Viel mehr möchte ich dazu nicht sagen, nur noch dieses: ich werde meine diversen Fremdsprachenkenntnisse dabei gut einbringen können, und mein Politikstudium wird auch von Vorteil sein. Es wird viel zu tun sein, aber auch sehr interessant und lehrreich. Und das soll bekanntlich die grauen Zellen fit halten. :-)

Heute vormittag habe ich dann noch beim anderen potentiellen Arbeitgeber angerufen, um meine Bewerbung dort zurückzuziehen. Da habe ich gleich erfahren, daß ich dort wahrscheinlich eine Absage bekommen hätte. Mit anderen Worten: ich habe im richtigen Moment die richtige Entscheidung getroffen. Nur zwei Tage später, und ich hätte keine Wahl mehr gehabt. So aber ist es bis zu einem gewissen Grad meine eigene, souveräne Entscheidung gewesen. :-))

Dienstag, 8. Mai 2007

???

Neulich in Lübbecke gesehen:


Das wirft natürlich Fragen auf:
Welche Qualität muß der Dialog besitzen, um hier angenommen zu werden? Muß er künstlerischen Wert haben ("Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche. ..."), oder darf es auch banal sein ("Tach! - Hm.")?

Samstag, 5. Mai 2007

Terror

Piep. Piep. Piep. Piep. Piep. Piep.
Piepiep. Piepiep. Piepiep. Piepiep. Piepiep. Piepiep.
PIEPIEPIEPIEPIEPIEPIEPIEPIEPIEPIEPIEP!

Nahezu jeden Morgen werde ich von diesem Geräusch geweckt. Der mittlere Bruder (26) ebenfalls. Nur derjenige, dem der Wecker gehört (der kleine Bruder, 16), schläft ungerührt weiter. Dieser Knabe ist ein Phänomen: der Wecker steht nur wenige Zentimeter von seinem Kopf entfernt, aber er hört ihn nicht. Mich trennt eine Wand von dem Wecker, den mittleren Bruder immerhin zwei Wände, und wir sind dann wach. Dabei stehen wir immer später auf, um den berufstätigen Eltern und dem schulpflichtigen kleinen Bruder am frühen Morgen nicht im Weg rumzustehen.

(Zur Info: der mittlere Bruder beendet seine letzte Studienarbeit, damit er endlich sein Diplom erhält, und ich bin bekanntlich arbeitslos, möglicherweise nicht mehr allzu lange, aber darum geht es jetzt nicht. Fakt ist, daß wir beide nicht schon vor acht Uhr aus dem Haus müssen und daher erst dann aufstehen, wenn der Rest der Familie das Haus verlassen hat.)

Der allmorgendliche Terror wird meistens so beendet: wer von uns beiden gerade die schwächeren Nerven hat, steht aus, wankt aus dem Zimmer, hämmert gegen die Tür und brüllen den schlafenden Knaben an, er solle gefälligst den verdammten Wecker ausstellen. Ich öffne meistens noch geräuschvoll die Tür und mache das Licht im Zimmer an. Damit der Junge aufstehen muß. (Tut er auch: stellt erst den Wecker aus, geht dann zum Lichtschalter, macht das Licht aus und legt sich erst einmal wieder hin. Bis der Wecker nach fünf Minuten wieder explodiert. *aargh*)

Gestern morgen war ich so genervt, daß ich aufgestanden und die neben meinem Bett stehende Mineralwasserflasche mitgenommen habe. Nein, nicht was ihr jetzt denkt. Um den Umweg über das Badezimmer zu sparen, wo ich erst noch einen Waschlappen hätte organisieren und naßmachen müssen. Nur war der Knabe schon längst aufgestanden. Nur hatte er - wieder einmal - vergessen, die Weckfunktion auch ganz auszuschalten. >-(

Mittwoch, 2. Mai 2007

Fliegende Werbung

Am Samstagabend saß die ganze Familie friedlich auf der Terrasse. Es gab Bratwurst (lecker!) und ein paar Steaks.


Plötzlich bemerkten wir einen riesigen Heißluftballon, der direkt über dem Haus des Nachbarn vorbeiflog. So nah sieht man das ja selten. (So klein wirkt er nur auf dem Foto). Deutlich sichtbar jedenfalls die aufgedruckte Werbung für eine regionale Brauerei (deren Werbung ich allerdings auch schon einmal auf Rügen erblickt habe).


Mein Bruder nölte erst rum, als ich meinen Fotoapparat holte ("Ballons zu fotografieren ist doch total peinlich!"), legte dann, als der Ballon nah genug dran war, den Kopf in den Nacken und brüllte nach oben: "WIR TRINKEN BARRE!!!!"

:-)

Bewerbungstraining in Bielefeld

So, und bevor das betreffende Ereignis schon wieder eine Woche zurücklegt, schreibe ich lieber heute schnell was darüber. Es ist schon erstaunlich, daß ich trotz sehr viel freier Zeit nicht dazu komme, einen kleinen Post zu schreiben. Andererseits war ich ja auch schwer beschäftigt: ich habe in der letzten Woche fleißig Japanisch gelernt (Vokabeln und Kanji), Geburtstag gefeiert bzw. so getan als ob (Älterwerden ist nicht unbedingt etwas, das sich zu feiern lohnen würde), ferngesehen, gelesen, Matthias Platzeck gehört, und, äh, viel Zeit mit unproduktivem Nichtstun vergeudet. Aber ich wollte ja vom Bewerbungstraining berichten.

Der Hinweg war wieder einmal eine Sache für sich. Nicht die Fahrt, das war kein Problem. Der Fahrkartenkauf war das Problem. Ich stand um kurz nach sieben in der Eingangshalle des etwas heruntergekommenen Oeynhausener Bahnhofs vor dem Automaten und wollte an selbigem die Fahrkarte kaufen. Und zwar wollte ich eine Tageskarte, mit der ich dann auch in Bielefeld die U-Bahn benutzen konnte. So etwas muß es geben, immerhin hat mein Brüderchen vor zwei Monaten sein Betriebspraktikum an der Bielefelder Uni absolviert und ist da auch mit einer einzigen Fahrkarte ausgekommen. Das war zwar eine am Schalter erworbene Wochenkarte, aber für nur einen Tag müßte es so etwas auch geben. Laut Legende am Automaten brauchte ich zu diesem Zweck ein "Schöne-Fahrt-Ticket", das Hin- und Rückfahrt sowie die Benutzung anderer öffentlicher Verkehrsmittel beinhaltet. Dummerweise gab es dieses Ticket nicht bei der Ticketauswahl. Zuerst habe ich alleine die einzelnen Tasten ausprobiert, diverse Kaufvorgänge abgebrochen und schließlich (hinter mir begann es sich schon zu stauen) meinen Hintermann um Hilfe gebeten. Zu zweit waren wir auch nicht klüger, und schließlich habe ich die Bahn im allgemeinen und die Ticketautomaten im besonderen verflucht und murrend eine Einzelfahrkarte nach Bielefeld gekauft. Und in Bielefeld dann noch eine Einzelfahrkarte für die U-Bahn gekauft.

Ich weiß schon, warum ich meinen Schülern in Japan immer empfohlen habe, um die Ticketautomaten der Bahn einen weiten Bogen zu machen und gleich zum Schalter zu gehen. Wenn Muttersprachler schon an diesen blöden Maschinen scheitern, weil das gewünschte Ticket dort einfach nicht zu finden ist, was sollen dann Ausländer machen, die der deutschen Sprache eben nicht hundertprozentig mächtig sind?!

Und bevor jemand fragt, warum ich nicht einfach zum Schalter gegangen bin: weil der erst ab acht Uhr geöffnet ist, darum.

Jedenfalls habe ich es trotz der Deutschen Bahn pünktlich zur Bielefelder Uni geschafft.


Gut, daß das Seminar nur einen Tag gedauert hat. Länger hätte ich es in dem häßlichen Kasten auch nicht ausgehalten. (Das im Vordergrund ist jetzt nur das Parkdeck, das Unigebäude ist der riesige Kasten im Hintergrund.) Es mag ja praktisch sein und dem interdisziplinären Austausch dienen, alle Fakultäten in einem Gebäude unterzubringen, aber hätte man die Architekten damals nicht auch um etwas Ästhetik bitten können? Inzwischen hat der Bau auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel und macht stellenweise einen etwas heruntergekommenen Eindruck. So ähnlich wie der Oeynhausener Bahnhof, nur größer. Da lobe ich mir "meine" Uni. Das Hauptgebäude könnte zwar auch eine Renovierung vertragen, aber es hat zumindest einen eigenen Charme, der dem Bielefelder Monstrum komplett abgeht.

Genug der langen Vorrede, das Bewerbungstraining begann fast pünktlich um kurz nach neun. In einem kleinen Raum drängten sich fünfzehn Teilnehmer, eine Mitarbeiterin des Hochschulteams der Arbeitsagentur Bielefeld und eine Personalberaterin. Die Atmosphäre war locker und entspannt, wozu sicher auch beigetragen hat, daß sich alle anfangs auf das "Du" einigten. Zuerst stellten wir uns alle kurz der Gruppe vor und nannten unsere Gründe für die Teilnahme und die Erwartungen an das Seminar.

Der erste Programmpunkt: "Wer bin ich?" Natürlich konnte diese Frage nicht für alle Teilnehmer in diesem Seminar beantwortet werden. Das ist die "Hausaufgabe", mit der sich jeder zu Hause und in Ruhe auseinander setzen sollte. Hier ging es nur darum, was alles für die Bewerbungen eine Rolle spielt: neben den (fachlichen) Qualifikationen sind die (persönlichen/sozialen) Kompetenzen ebenso wichtig. Welche Ziele habe ich? Was sind meine Werte? Was möchte ich an meinem achtzigsten Geburtstag in der Laudatio von einem guten Freund über mich hören?

Erst wenn diese Fragen beantwortet sind, kann man so richtig in die Stellensuche einsteigen, denn wenn ich selbst nicht weiß, wer ich bin und was ich will, kann ich auch nicht abschätzen, ob ich in ein bestimmtes Unternehmen passe - und ob das Unternehmen auch zu mir paßt. Und natürlich muß ich überzeugend und mit wenigen Worten erläutern können, warum ich für das Unternehmen XY die geeignete Mitarbeiterin bin. Dabei reicht es nicht aus, nur mit seinen fachlichen Qualifikationen zu argumentieren, sondern man sollte ruhig auch etwas persönlich werden und die Motivation deutlich machen. Zum Beispiel: "Mein Vater und Großvater sind auch Ingenieure, ich selbst habe mich schon als Kind gerne mit Technik beschäftigt, das ist mir sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen."

Das durften wir dann auch üben. Zwei Minuten zum Nachdenken, dann sollten wir uns vorstellen, einem Personalchef gegenüber zu sitzen und in wenigen Sätzen sagen, warum wir die passenden Kandidaten für den Job sind. Anschließend wurde der Kurzauftritt "auseinandergenommen". Was war gut, was könnte besser rüberkommen, etc. Gar nicht so einfach, sich in wenigen Minuten eine konkrete Stelle vorzustellen. Da war ich im Vorteil, ich habe einfach an das Vorstellungsgespräch morgen nachmittag gedacht (an dieser Stelle die große Bitte an alle: morgen um 14:00 gaaaanz fest die Daumen drücken!) und meine Argumentation darauf abgestimmt. War trotzdem schwer. Ich bin nicht besonders gut darin, mich zu verkaufen. Aber da war ich nicht die einzige in dem Seminar. *g* Es gab allerdings auch einen Teilnehmer, bei dem nicht nur ich mich gefragt habe, warum er dabei war. Der junge Mann machte eher den Eindruck, auch ohne Training auf dem Arbeitsmarkt zurecht zu kommen.

Nach der Mittagspause ging es mit den "Kontaktstrategien" weiter. Fazit: auf Stellenanzeigen zu reagieren, reicht nicht (so weit war ich inzwischen auch schon), man muß auch von sich aus aktiv werden. Sprich: auf Messen gehen, potentielle Arbeitgeber anrufen und nach offenen Stellen fragen. Dabei ist es wichtig, keine Ja-Nein-Fragen à la "Haben Sie eine Stelle für mich?" zu stellen. Offene Fragen sind besser: "Wie sieht es bei Ihnen im Unternehmen im Moment aus?" Und wenn es gar nichts gibt, ruhig auch mal nach Empfehlungen fragen. Die beste Zeit für solche Anrufe ist am späten Nachmittag so ab halb fünf. Dann sind die Sekretariate schon nicht mehr besetzt, man kann nicht so leicht vom Vorzimmerdrachen abgewimmelt werden, und der Ansprechpartner hat sein Tagwerk so weit erledigt, ordnet seine Sachen für den nächsten Tag und ist vielleicht sogar "glücklich" über ein wenig Abwechslung.

Der letzte Punkt: die schriftliche Bewerbung. Hier wurde viel altbekanntes wiederholt (auf die optische Gestaltung und die Rechtschreibung achten, Namen und Adresse richtig schreiben, auf das Anforderungsprofil in der Stellenanzeige eingehen, ...), aber es ergaben sich auch einige neue Erkenntnisse. Man kann ruhig mit der Sprache spielen, Slogans des betreffenenden Unternehmens im Anschreiben aufgreifen und so das Interesse des Lesers wecken. Die von vielen Bewerbungsratgebern propagierte "dritte Seite" zum Lebenslauf, auf der man mit ein paar wohlklingenden Worten seine Persönlichkeit darstellt, muß nicht sein. Entweder es ist wichtig, dann gehört es ins Anschreiben, oder es ist unwichtig und gehört überhaupt nicht in die Bewerbung. Beruhigend zu wissen. Das Gesülze in den Beispiellebensläufen meines Bewerbungsbuches hat mich immer schon genervt. Und man sollte das Anschreiben bloß nicht in Times New Roman schreiben. Schriftarten mit Serifen sind out, Arial (z.B.) ist in, das kann man auf aktuellen Werbeplakaten und Flyern sehr schön sehen. Außerdem entschlacken serifenlose Schriften das Anschreiben. Aha. Und Finger weg von den teuren Bewerbungsmappen und was sonst noch von den Ratgeberbüchern propagiert wird. Am besten sind die Klemmappen. Das dürfen auch die billigen von Aldi sein. Der Grund: ein Handgriff, zwei Sekunden, und der Personaler hat die kompletten Bewerbungsunterlagen in der Hand und kann sie mal eben durch den Kopierer jagen. Und ebenso schnell sind die Unterlagen wieder sauber in der Mappe verstaut. Alles andere kostet Zeit. Die edlen Bewerbungsmappen sind darüberhinaus auch noch unpraktisch, weil man sie erst aufklappen muß, bevor man den Inahlt sehen kann. Auf einem Schreibtisch, wo sich die Bewerbungen gewaltig stapeln, ist das ein ganz großes Manko. Ich war ganz geknickt, weil ich neulich erst fünf der teuren Mappen erworben hatte. :-( Und ganz generell gilt: Klasse statt Masse. In kurzer Zeit hundert oder sogar zweihundert Bewerbungen rauszuschicken, bringt wenig, besser ist es, wenige Bewerbungen paßgenau für das jeweilige Unternehmen (und für mich selbst) zu verfassen.

Fazit: es hat insgesamt Spaß gemacht und war keine Sekunde langweilig. Außerdem habe ich viele neue Anregungen für meine Bewerbungen gewonnen und werde das eine oder andere sicher einarbeiten. Nur mit den serifenlosen Anschreiben kann ich mich nicht so recht anfreunden. Trotzdem werde ich es mal mit einer anderen Schriftart versuchen und es mal mit Garamond probieren. Die hat zwar auch Serifen, sieht aber edler als Times New Roman aus. ;-)