Donnerstag, 26. April 2007

Weiterbildung

Morgen "darf" ich früh aufstehen, denn ich habe mich zu einem Seminar angemeldet, das pünktlich um neun in Bielefeld beginnt. Es findet in der Uni statt und wird vom Hochschulteam der Arbeitsagentur veranstaltet. Worum geht's? Es ist ein "Bewerbungsseminar für Studierende und Absolventen/-innen" (muß ja immer schön politisch korrekt sein *g*). Ich zitiere das Programm:

Im Laufe des Vormittags werden Methoden der Selbsterkundung vorgestellt, mit denen Sie Ihr eigenes Qualifikations- und Persönlichkeitsprofil erkennen und erfolgreich darstellen können. Dazu gehören u.a. Marketingstrategien, Stärken- und Schwächenanalysen sowie eine positive Selbstdarstellung. Nach einer einstündigen Mittagspause ist der Nachmittag dem Thema "Kontaktstrategien" sowie der schriftlichen Bewerbung gewidmet.

Aha. Wie das in der Praxis abläuft, werde ich selbstverständlich demnächst berichten. Und jetzt: Feierabend!

Sonntag, 22. April 2007

Freitag, 20. April 2007

Bummel durch Erfurt

Vor einer Woche war ich am Freitag und Samstag bei strahlendstem Wetter in Erfurt zum Vorstellungsgespräch. Das ich selbstverständlich mit einem kleinen Bummel durch die Altstadt verbunden habe. Ich war vor ein paar Jahren schon einmal in der Stadt und fand sie damals schon wunderschön. Daran hat sich nichts geändert. Darum gibt es heute einfach mal viele Bilder aus Erfurt zu sehen. Verbunden mit der Aufforderung an alle, selbst einmal dort hinzufahren und sich die Stad anzusehen. Und die Umgebung am besten gleich mit. Es lohnt sich!


Das neogotische Rathaus am Fischmarkt. Ein richtiger Prachtbau, wie es sich für eine geschichtsträchtige Stadt gehört.


Und direkt gegenüber sind jede Menge Bürgerhäuser, eines davon schöner als das andere. Wie das Haus in der Bildmitte zum Beispiel, das heute eine Kunstgalerie beherbergt.


Links vom Rathaus biegt man dann nach rechts ab und gelangt in die Marktstraße. Schon nach wenigen Metern gabelt sich die Straße, und wenn man dann in die kleine Gasse links von dem schmalen Haus in der Mitte des Bildes geht, gelangt man auf die Krämerbrücke, eines der bekanntesten Wahrzeichen von Erfurt.


Diese Brücke ist mit Fachwerkhäuschen bebaut und somit die einzige Brücke ihrer Bauart nördlich der Alpen. Man glaubt gar nicht, sich auf einer Brücke zu befinden, wenn man zwischen den beiden Häuserreihen hindurchgeht. Es sieht aus wie eine ganz normale Gasse. Zugegebenermaßen, wie eine ganz besonders schöne Gasse.


Von der Seite betrachtet ist es dann aber eindeutig: dicke, gedrungene Pfeiler, es fließt ein (flaches) Flüßchen drunter her - es ist wirklich eine Brücke.


Nur ein paar hundert Meter (meine Schätzung; ist jedenfalls wirklich nicht weit) weiter gibt es ein weiteres interessantes Bauwerk: ein kleines gelbes Häuschen, das halb über dem Wasser hängt. Auch wenn der erste Besuch in Erfurt schon ein paar Jahre zurückliegt: daran habe ich mich erinnert, schon bevor ich wieder in der Stadt war. Die Geschichte ist aber auch zu schön.


Das Haus wurde als eine Art Studentenwohnheim gebaut, in dem mittellose Studenten der Erfurter Universität kostenlos wohnen durften - bei strengem Regiment, versteht sich. Ein privater Bauherr hatte die gute Idee gehabt, wenn ich mich richtig daran erinnere. Nun hatte der gute Mann ein Problem: Wohltätigkeit ist gut und gottgefällig, aber allzu viel zahlen wollte er dafür nun auch wieder nicht. Das Problem waren - natürlich - die Steuern. Die zahlt ja keiner gerne. Die für ein Haus zu entrichtende Steuer wurde damals nach der Grundfläche errechnet, die das Haus belegte. Der großzügige Förderer der Wissenschaften war offenkundig selbst nicht auf den Kopf gefallen und baute das Haus daher halb über dem Wasser. Da nahm es nur die Hälfte der üblichen Grundfläche ein und er mußte folglich auch nur die Hälfte der Steuern zahlen. :-)


Als nächstes bin ich zum Augustinerkloster gegangen und habe einen kurzen Blick durch den Zaun geworfen. Hier ist Martin Luther ins Kloster eingetreten, nachdem er sein Studium an der Erfurter Universität beendet hatte.


Durch ein paar weitere malerische Gassen kommt man dann zum Domplatz, welcher laut Wikipedia "der größte Marktplatz Deutschlands mit intakter bzw. restaurierter Randbebauung" ist. Er ist wirklich riesig, nur leider war er gerade mit allerhand Jahrmarktsbuden und Fahrgeschäften vollgestellt.


Und die Severikirche auf dem Domberg wird gerade restauriert, aber zumindest den Dom konnte ich unverhüllt betrachten.


Die siebzig Stufen nach oben bin ich natürlich auch noch hochgestiegen, um von oben die Aussicht auf den Jahrmarkt zu "genießen". Na ja.


Dann mußte ich mich so langsam auf den Weg zum Bahnhof am anderen Ende der Altstadt machen, und vor der Abfahrt was essen wollte ich natürlich auch noch. Unterwegs kam ich an diesem Leierkasten vorbei, der ein frühliches "Mamma Mia" spielte, während der Leierkastenmann dazu im Takt die kleine Trommel betätigte. Es gab tatsächlich einige Passanten, die sich darüber aufgeregt haben. *pff*


Und hier hätte ich es wunderbar aushalten können ...

Gab es sonst noch etwas Berichtenswertes aus Erfurt?


Ein kleines Dackeltreffen, sonst nichts weiter.

Mittwoch, 18. April 2007

Ungebetener Gast

Da hatte sich doch heute durch das nur einen Spalt geöffnete Dachfenster ein Insekt in mein Zimmer verirrt und fand nicht wieder heraus. Das ging neulich einer Biene schon ganz ähnlich, aber die war wesentlich gescheiter und versuchte die Flucht durch die Fensterscheibe hindurch. Dieses Tier hier versuchte es mit der Holzvertäfelung der Dachschräge und blieb dann erschöpft auf meinen Japanischaufzeichnungen liegen.


Als ich den Collegeblock vorsichtig anhob, rührte es sich nicht vom Fleck. Auch nicht, als ich den Collegeblock durch das mittlerweile weit geöffnete Fenster hielt. Da mußten rabiatere Methoden her: mit einem zweiten Block habe ich das Insekt schließlich vom Block geschubst.

Dank Naturkundeführer (erstaunlich, was meine Eltern so alles im Bücherschrank haben) ließ es sich dann relativ schnell als Grüne Stinkwanze identifizieren. Kein vertrauenserweckender Name. Wie gut, daß ich diesen Gast relativ schnell wieder nach draußen befördern konnte.

Morgenstimmung

Freitagmorgen um halb acht:


Nicht viel los auf dem Oeynhausener Bahnhof.


Nur ein paar Pendler stehen herum. Wie immer also, nur etwas früher als gewöhnlich.

Dienstag, 17. April 2007

Mitreisende

Donnerstagabend im Regionalexpreß von Dortmund nach Bad Oeynhausen.

Gleichzeitig mit mir steigen drei männliche Deutsche mit Migrationshindergrund im Alter von ca. 18 bis 20 ein und belegen die Reihe vor mir. Ihre Bemühungen, sämtliche über sie kursierenden Klischees auszufüllen, sind von Erfolg gekrönt. Hätte ich soviel Gel in meinen Haaren, ich würde meinen Kopf sofort unter den nächsten Wasserhahn halten. (Aber ich bin mit meinen Haaren auch etwas pingelig und bekomme schon Zustände, wenn ich sie nicht täglich waschen kann.) Weiße Jacken, helle Hosen, schicke Turnschuhe. Auf Goldkettchen habe ich nicht geachtet. Der eine fuchtelt den beiden anderen ständig mit seinem Handy vor der Nase herum, um sie auf ein darauf gespeichertes Foto aufmerksam zu machen: "Ey, Alter, törnt dich das an? Junger Mann, törnt Sie das an?" Das alles natürlich in der entsprechenden Lautstärke.

Glücklicherweise steigen sie an der dritten Haltestelle wieder aus. Diskretes Aufatmen meinerseits. Die Hoffnung, mich nun auf meine Lektüre (hochinteressante Broschüren, die ich bei meinem Vorstellungsgespräch am Vormittag erhalten hatte) konzentrieren zu können, erfüllt sich jedoch nicht, denn nun betreten vier weibliche Deutsche ohne Migrationshintergrund (Alter: zwischen 15 und 16) den Wagen und setzen sich auf die vier Plätze schräg rechts hinter mir, weil sie sich dort gegenüber sitzen können. Schon nach zwei Minuten wünsche ich mir die jungen Männer mit Migrationshintergrund zurück. Die waren ja nur zu dritt.

Die vorherrschenden Klischees über in Horden auftretende Mädchen ihres Alters (albern, zickig, laut, ...) füllen sie problemlos aus. Ihre Gesprächsthemen (ein Mädchen namens Julia, Einkäufe, Eltern, Freunde) interessieren mich eher nicht, aber leider sind die vier auch unüberhörbar. Mindestens eine von ihnen hat überdies ständig ihr Handy am Ohr und muß ihre Freundinnen nebenbei über den Inhalt des Telefonats unterrichten. Zum Glück steigen die vier schnatternden Gänse in Gütersloh wieder aus.

Ich sehe durch die schmierige Fensterscheibe nach draußen und wünsche mich nach Japan zurück.

Sonntag, 8. April 2007

Stöckchen gefunden

Gerade eben habe ich bei Sabine ein Stöckchen gefunden, das ich bekennende Leseratte spontan aufheben mußte:

Gebunden oder Taschenbuch?
Wenn ich es gerade lese, ist mir das Buch in Taschenbuchform lieber (leichter, etwas flexibler und außerdem billiger in der Anschaffung), aber wenn es dann im Regal steht, hätte ich es lieber im festen Einband. Es steht besser und fällt nicht gleich um.

Amazon oder Buchhandel?
Buchhandel! Ich bin Spontankäufer: ich gehe in meine Lieblingsbuchhandlung, stöbere im Angebot, blättere hier und lese da einen Klappentext (oder auch schon mal - gaaanz vorsichtig - die erste Seite) und entscheide mich dann für ein Buch, das mich entweder neugierig macht oder das ich schon immer mal lesen wollte. Und ich muß es einmal angefaßt haben. Die haptische Erfahrung gehört für mich zum Lesen dazu. Deswegen werde ich mir auch nie eine Zeitung als E-Paper abonnieren. Nie! Im Internet bestelle ich nur in Ausnahmesituationen, und dann in der Regel bei der Bundeszentrale für politische Bildung, denn selbst Bestellungen erledige ich lieber im Laden. Wer die Buchläden erhalten will, muß die Finger von Amazon und Co. lassen.

Lesezeichen oder Eselsohr?
Ein Buch ist ein Kulturgegenstand, da wird nichts umgeknickt. Allerhöchstens mal was angestrichen, aber nur Fachliteratur. Als Lesezeichen dient (s. Sabine) oft ein Fitzelchen Papier, das gerade herumliegt, aber inzwischen besitze ich auch ein paar schöne Lesezeichen. Alle aus Japan. Ein paar bestehen aus ganz dünnem Bambus, sind mit einem hübschen Motiv bemalt (am liebsten habe ich die kleine Eule), und dann habe ich noch drei, die innen drin eine Art Duftelement enthalten. Da riecht das Buch ganz leicht nach japanischem Tempel. Hmmm ... *genieß*

Ordnen nach Autor, Titel oder ungeordnet?
Sachbücher ordne ich thematisch, Belletristik chronologisch nach Autoren.

Behalten, wegwerfen oder verkaufen?
Da mir alle meine Bücher lieb und teuer sind, kann ich es einfach nicht übers Herz bringen, sie wegzuwerfen. Da kommt bei mir der Urzeitinstinkt (Jäger und Sammler) durch. Auch aus Japan habe ich einen Großteil der neuen Bücher mit nach Deutschland geschleppt. Eins habe ich verkauft, andere verschenkt.
Die Bücher, die ich weggeworfen habe, kann ich fast an den Fingern einer Hand abzählen:
1. Das total veraltete, zerfallende, vergammelte Physikbuch, das ich in der Mittelstufe benutzen mußte und danach behalten durfte. Nach der 10 habe ich Physik abgewählt und das Buch bei strömendem Regen feierlich über der blauen Tonne in seine Bestandteile zerlegt.
2. Ein paar Bücher, die ich mir seinerzeit zu Studienzwecken in Moskau angeschafft hatte. Da ging es um die russische Debatte "wer sind wir? woher kommen wir? was macht das Russentum aus?", waren etwas rechtslastig und hatten meine Toleranzschwelle für Schwachsinn schon nach den ersten zehn Seiten überstrapaziert.

Schutzumschlag behalten oder wegwerfen?
Behalten natürlich. Gehört doch zum Buch dazu.

Mit Schutzumschlag lesen oder ohne?
Mit. Dann brauche ich kein Lesezeichen.

Kurzgeschichten oder Roman?
Sowohl aus auch. Eher Romane, weil sie auch Nebenhandlungen Platz bieten und in ihnen mehr Raum für die Entwicklung der Figuren ist. Aber die Erzählungen von Čechov und Ulickaja sind auch nicht zu verachten. Ganz im Gegenteil! (Bei Čechov würde ich allerdings empfehlen, nicht zu viele von seinen Erzählungen hintereinander weg zu lesen - soviel geballter Realismus kann ganz schön deprimierend sein.)

Sammlung (Kurzgeschichten von einem Autor) oder Anthologie (Kurzgeschichten von verschiedenen Autoren)?
Bei Kurzgeschichten bzw. Erzählungen mag ich Anthologien nicht sonderlich. Bei Lyrik darf es dann auch einmal eine Anthologie sein.

Harry Potter oder Lemmony Snicket?
Harry Potter!! Und zwar in allen Sprachen, die ich lesen kann (an Japanisch arbeite ich noch).

Aufhören, wenn man müde ist oder wenn das Kapitel endet?
Das hängt davon ab, wie lang das Kapitel noch ist und wie müde ich bin. Nach Möglichkeit versuche ich schon, das Kapitel auch zu beenden.

"Die Nacht war dunkel und stürmisch" oder "Es war einmal"?
Früher habe ich eher Märchen gelesen. Inzwischen geht mir nichts über einen guten, spannenden Krimi.

Kaufen oder leihen?
Leihen würde sowohl meinem Geldbeutel als auch meinem Bücherregal gut tun. In Japan war ich so vernünftig, mir auch viele Bücher zu leihen. Aber trotzdem kaufe ich mir Bücher lieber neu. Wie oben schon erwähnt, brauche ich die haptische Erfahrung beim Lesen, und die ist bei neuen Büchern einfach besser: das Buch riecht gut (ist Euch schon mal aufgefallen, daß Büchereibücher oft nach Zigarettenqualm stinken? Das ist nicht schön!), das Papier ist glatt, ohne Kaffeeflecken - und ich bin die erste Person, die die Seiten aufschlägt.

Neu oder gebraucht?
S.o.

Kaufentscheidung: Bestsellerliste, Rezension, Empfehlung oder Stöbern?
Meistens Stöbern. Ich habe meine eigene Liste mit Büchern, die ich noch lesen möchte, im Kopf, und oft erstöbere ich ein Buch, das auf dieser Liste steht. Oder eines, das ich im Moment des Findens sofort mit auf die Liste packe. ;-) Ich lasse mich aber auch gerne von Empfehlungen und Rezensionen in der Zeitung meines Vertrauens leiten. Bestsellerlisten sind was für Leute, die Bücher als Schmuckobjekt ins Regal stellen.

Morgens, mittags oder nachts lesen?
Morgens lese ich erst einmal meine Zeitung, außer Sonntags, da lese ich auch schon ein Buch zum Frühstück. Ansonsten lese ich nachmittags bei einer oder zwei oder drei Tassen Tee, und natürlich abends vor dem Einschlafen. Den neuen Harry Potter lese ich solange, bis ich mit dem Buch durch bin.

Einzelband oder Serie?
Am liebsten Einzelbände, denn die nächste Geschichte lockt. Auch wenn es natürlich gute Serien gibt: Harry Potter, Bartimäus, die Inspector-Jury-Reihe, ...

Lieblingsserie?
Ich glaube, Ihr kennt die Antwort bereits ...

Lieblingsbuch, von dem noch nie jemand gehört hat?
"Dschamilja" von Tschingis Aitmatov. Immer wieder schön.

Lieblingsbuch, das Du letztes Jahr gelesen hast?
In der Belletristik war das ganz eindeutig Bartimäus (und zwar alle drei Bände). Den frechen Dschinn hatte ich von der ersten Seite an ins Herz geschlossen.
Das beste Sachbuch des vergangenen Jahres: "Collaps" von Jared Diamond. Lesebefehl!!

Welches Buch liest Du gegenwärtig?
"Mitteleuropas Osten. Ein historisch-politischer Grundriss" von George H. Hodos. Weil ich (trotz meiner Beschäftigung mit Osteuropa während meines Studiums) immer noch viel zu wenig über diese Region weiß.

Absolutes Lieblingsbuch aller Zeiten?
Schwer zu sagen, da ich schon so viele hervorragende Bücher gelesen habe und noch viel mehr hervorragende Bücher noch nicht gelesen habe. Aber wenn ich mich für eines entscheiden soll, dann sind es die gesammelten Gedichte von Bulat Okudshava. Das ist das Buch, das ich in schweren Stunden in die Hand nehme. Und in nicht so schweren Stunden natürlich auch. :-)

Und wer sich von diesem Stöckchen angesprochen fühlt, der möge es aufheben!

Freitag, 6. April 2007

Gute Aussicht

Mein Zimmer hier ist doppelt so groß wie das in Japan (was aber auch keine Kunst ist!!), und es hat ein Fenster. Das ist allerdings nur eine kleine Dachluke. Was soll's, das Zimmer ist schön (müßte allerdings dringend mal wieder aufgeräumt werden). Das schönste daran aber ist - zumindest in dieser Woche - die Aussicht aus meinem Fensterchen:


Direkt auf die japanische Zierkirsche der Nachbarin. :-)

Dienstag, 3. April 2007

Groggy

Es ist mir ein Rätsel, weshalb man sich bei einer harmlosen Erkältung gleich völlig erschlagen fühlen muß.

Samstagabend, auf der Rückfahrt von Dortmund, glaubte ich noch an reine Müdigkeit, auch wenn der Hals schon unangenehm zu kratzen begann. Dann kam der Sonntagvormittag, und mit ihm starke Halsschmerzen, noch stärkere Kopfschmerzen und eine fleißig laufende Nase. Am Montag weniger starke Halsschmerzen, dafür Husten, weniger starke Kopfschmerzen, dafür am Abend leichtes Fieber (vermute ich mal, war zu faul zum Messen - man muß ja nicht alles wissen ;-) ), und immer noch starker Schnupfen. Heute habe ich das Gröbste hinter mir, bin nur immer noch etwas träge. Und warum das alles? Wegen einer simplen Erkältung!! Das war doch praktisch nichts, Lebensgefahr bestand nie, aber trotzdem fühle ich mich reichlich groggy. *kopfschüttel*

So, und jetzt ab in die Heia. Morgen will ich von Schnupfen, Husten etc. nichts mehr wissen!!

Heim-statt Tschernobyl

Am Wochenende, genauer gesagt: Freitag und Samstag, war ich in Dortmund zum Vorbereitungstreffen der diesjährigen Mutter-Kind-Freizeit des Vereins Heim-statt Tschernobyl e.V. in dem wunderschönen Dorf Drushnaja im ebenso wunderschönen Norden Weißrußlands. (Den Bericht von der Freizeit im letzten Jahr könnt Ihr hier nachlesen.) Falls ich bis dahin keine Arbeit gefunden habe, bin ich wieder als ehrenamtliche Mitarbeiterin dabei. Letztes Jahr ging es ja leider nicht.

Vor zwei Jahren bin ich eher zufällig dazu geraten. Ein alter Bekannter meines Vaters engagiert sich seit Jahren in dem Verein und saß eines schönen Abends im Mai (es war der Geburtstag meiner Mutter, aber das wußte er glücklicherweise nicht) mit Irmgard, der Leiterin der Freizeit, zusammen, und sie erwähnte, daß eine ehrenamtliche Mitarbeiterin kurzfristig abgesprungen sei. Jetzt herrschte akuter Personalmangel, und das weniger als einen Monat vor Beginn. Da fiel dem Helmut plötzlich ein, daß die Tochter eines alten Bekannten (= meine Wenigkeit) erstens Russisch spricht und zweitens arbeitslos ist. Er griff spontan zum Telefon, rief bei uns an, und ich sagte ebenso spontan zu. Am nächsten Tag hatte ich die Einladung zum Vorstellungsgespräch bei Nova im elektronischen Briefkasten, das ich glücklicherweise auf die Zeit nach der Mutter-Kind-Freizeit legen konnte. Mit dem Job hat es dann bekanntlich ja auch geklappt. Ich bin nicht abergläubisch, aber ich habe das Gefühl, daß mein Einsatz bei Heim-statt Tschernobyl mir Glück gebracht hat. Mal abgesehen davon, daß er mir wahnsinnig viel Spaß und Freude bereitet hat, und daß ich neue Freunde gewonnen habe.

Jedenfalls habe ich damals sofort zugesagt, mich am Tag nach dem Anruf mit Irmgard getroffen, mir etwas über die Arbeit des Vereins erzählen lassen und schließlich den Visumantrag ausgefüllt. Die anderen Mitarbeiter aus Deutschland habe ich erst in Berlin auf dem Bahnhof kennengelernt. Ich bin kein Mensch, der einfach auf andere zugehen kann, ich brauche immer eine gewisse "Aufwärmphase", wenn ich neue Leute treffe. Aber hier dauerte es nicht einmal fünf Minuten, und ich hatte das Gefühl, die anderen schon ewig zu kennen. Mit den weißrussischen Mitarbeitern ging es mir ebenso. Es war eine tolle Zusammenarbeit, entspannt und konfliktfrei. Alle verstanden sich prächtig und genossen die gemeinsame Zeit. Und daß Irmgard mir zum Abschied sagte: "ich würde dich jederzeit wieder mitnehmen", hat mich natürlich riesig gefreut. :-))

Nun ist es ja so, daß ich derzeit schlecht einen Urlaub planen kann, wenn ich nicht weiß, ob ich in der betreffenden Zeit nicht doch Arbeit habe. Und Arbeit geht nun mal vor. Mit Irmgard hatte ich mich daher so geeinigt, daß ich mich erst einmal an den Planungen und Vorbereitungen beteilige und sozusagen "auf Abruf" dabei bin. Wenn ich wegen Arbeitsaufnahme nicht mitkommen kann, ist es in Ordnung. Auch wenn es dann knapp wird, weil es dieses Jahr (mich mitgezählt) nur vier deutsche Mitarbeiterinnen sind.

Tja, und am Wochenende war, wie gesagt, das Vorbereitungstreffen in Dortmund. Zwei der Mitarbeiterinnen kannte ich noch nicht, aber es war wie vor zwei Jahren: es waren nicht einmal fünf Minuten rum, und schon hatten wir das Gefühl, uns ewig zu kennen. Produktiv waren wir auch. Am Freitagnachmittag haben wir alles durchgesprochen, Unterkunft, An- und Abreise, Organisation und inhaltliche Gestaltung, usw. Ich hatte meinen kleinen Laptop mit und habe Protokoll geführt. Das sind wir am Samstagvormittag noch einmal durchgegangen um sicherzugehen, daß wir auch nichts vergessen hatten.

Jetzt bin ich innerlich gespalten: einerseits möchte ich schnellstmöglich eine Arbeit haben, aber andererseits würde ich auch wahnsinnig gerne wieder nach Drushnaja fahren ... *seufz*

A propos: gestern und heute haben sich Gelegenheiten für zwei Vorstellungsgespräche ergeben. Habe ich nicht gesagt, daß es mir Glück bringt?! :-))