Sonntag, 8. April 2007

Stöckchen gefunden

Gerade eben habe ich bei Sabine ein Stöckchen gefunden, das ich bekennende Leseratte spontan aufheben mußte:

Gebunden oder Taschenbuch?
Wenn ich es gerade lese, ist mir das Buch in Taschenbuchform lieber (leichter, etwas flexibler und außerdem billiger in der Anschaffung), aber wenn es dann im Regal steht, hätte ich es lieber im festen Einband. Es steht besser und fällt nicht gleich um.

Amazon oder Buchhandel?
Buchhandel! Ich bin Spontankäufer: ich gehe in meine Lieblingsbuchhandlung, stöbere im Angebot, blättere hier und lese da einen Klappentext (oder auch schon mal - gaaanz vorsichtig - die erste Seite) und entscheide mich dann für ein Buch, das mich entweder neugierig macht oder das ich schon immer mal lesen wollte. Und ich muß es einmal angefaßt haben. Die haptische Erfahrung gehört für mich zum Lesen dazu. Deswegen werde ich mir auch nie eine Zeitung als E-Paper abonnieren. Nie! Im Internet bestelle ich nur in Ausnahmesituationen, und dann in der Regel bei der Bundeszentrale für politische Bildung, denn selbst Bestellungen erledige ich lieber im Laden. Wer die Buchläden erhalten will, muß die Finger von Amazon und Co. lassen.

Lesezeichen oder Eselsohr?
Ein Buch ist ein Kulturgegenstand, da wird nichts umgeknickt. Allerhöchstens mal was angestrichen, aber nur Fachliteratur. Als Lesezeichen dient (s. Sabine) oft ein Fitzelchen Papier, das gerade herumliegt, aber inzwischen besitze ich auch ein paar schöne Lesezeichen. Alle aus Japan. Ein paar bestehen aus ganz dünnem Bambus, sind mit einem hübschen Motiv bemalt (am liebsten habe ich die kleine Eule), und dann habe ich noch drei, die innen drin eine Art Duftelement enthalten. Da riecht das Buch ganz leicht nach japanischem Tempel. Hmmm ... *genieß*

Ordnen nach Autor, Titel oder ungeordnet?
Sachbücher ordne ich thematisch, Belletristik chronologisch nach Autoren.

Behalten, wegwerfen oder verkaufen?
Da mir alle meine Bücher lieb und teuer sind, kann ich es einfach nicht übers Herz bringen, sie wegzuwerfen. Da kommt bei mir der Urzeitinstinkt (Jäger und Sammler) durch. Auch aus Japan habe ich einen Großteil der neuen Bücher mit nach Deutschland geschleppt. Eins habe ich verkauft, andere verschenkt.
Die Bücher, die ich weggeworfen habe, kann ich fast an den Fingern einer Hand abzählen:
1. Das total veraltete, zerfallende, vergammelte Physikbuch, das ich in der Mittelstufe benutzen mußte und danach behalten durfte. Nach der 10 habe ich Physik abgewählt und das Buch bei strömendem Regen feierlich über der blauen Tonne in seine Bestandteile zerlegt.
2. Ein paar Bücher, die ich mir seinerzeit zu Studienzwecken in Moskau angeschafft hatte. Da ging es um die russische Debatte "wer sind wir? woher kommen wir? was macht das Russentum aus?", waren etwas rechtslastig und hatten meine Toleranzschwelle für Schwachsinn schon nach den ersten zehn Seiten überstrapaziert.

Schutzumschlag behalten oder wegwerfen?
Behalten natürlich. Gehört doch zum Buch dazu.

Mit Schutzumschlag lesen oder ohne?
Mit. Dann brauche ich kein Lesezeichen.

Kurzgeschichten oder Roman?
Sowohl aus auch. Eher Romane, weil sie auch Nebenhandlungen Platz bieten und in ihnen mehr Raum für die Entwicklung der Figuren ist. Aber die Erzählungen von Čechov und Ulickaja sind auch nicht zu verachten. Ganz im Gegenteil! (Bei Čechov würde ich allerdings empfehlen, nicht zu viele von seinen Erzählungen hintereinander weg zu lesen - soviel geballter Realismus kann ganz schön deprimierend sein.)

Sammlung (Kurzgeschichten von einem Autor) oder Anthologie (Kurzgeschichten von verschiedenen Autoren)?
Bei Kurzgeschichten bzw. Erzählungen mag ich Anthologien nicht sonderlich. Bei Lyrik darf es dann auch einmal eine Anthologie sein.

Harry Potter oder Lemmony Snicket?
Harry Potter!! Und zwar in allen Sprachen, die ich lesen kann (an Japanisch arbeite ich noch).

Aufhören, wenn man müde ist oder wenn das Kapitel endet?
Das hängt davon ab, wie lang das Kapitel noch ist und wie müde ich bin. Nach Möglichkeit versuche ich schon, das Kapitel auch zu beenden.

"Die Nacht war dunkel und stürmisch" oder "Es war einmal"?
Früher habe ich eher Märchen gelesen. Inzwischen geht mir nichts über einen guten, spannenden Krimi.

Kaufen oder leihen?
Leihen würde sowohl meinem Geldbeutel als auch meinem Bücherregal gut tun. In Japan war ich so vernünftig, mir auch viele Bücher zu leihen. Aber trotzdem kaufe ich mir Bücher lieber neu. Wie oben schon erwähnt, brauche ich die haptische Erfahrung beim Lesen, und die ist bei neuen Büchern einfach besser: das Buch riecht gut (ist Euch schon mal aufgefallen, daß Büchereibücher oft nach Zigarettenqualm stinken? Das ist nicht schön!), das Papier ist glatt, ohne Kaffeeflecken - und ich bin die erste Person, die die Seiten aufschlägt.

Neu oder gebraucht?
S.o.

Kaufentscheidung: Bestsellerliste, Rezension, Empfehlung oder Stöbern?
Meistens Stöbern. Ich habe meine eigene Liste mit Büchern, die ich noch lesen möchte, im Kopf, und oft erstöbere ich ein Buch, das auf dieser Liste steht. Oder eines, das ich im Moment des Findens sofort mit auf die Liste packe. ;-) Ich lasse mich aber auch gerne von Empfehlungen und Rezensionen in der Zeitung meines Vertrauens leiten. Bestsellerlisten sind was für Leute, die Bücher als Schmuckobjekt ins Regal stellen.

Morgens, mittags oder nachts lesen?
Morgens lese ich erst einmal meine Zeitung, außer Sonntags, da lese ich auch schon ein Buch zum Frühstück. Ansonsten lese ich nachmittags bei einer oder zwei oder drei Tassen Tee, und natürlich abends vor dem Einschlafen. Den neuen Harry Potter lese ich solange, bis ich mit dem Buch durch bin.

Einzelband oder Serie?
Am liebsten Einzelbände, denn die nächste Geschichte lockt. Auch wenn es natürlich gute Serien gibt: Harry Potter, Bartimäus, die Inspector-Jury-Reihe, ...

Lieblingsserie?
Ich glaube, Ihr kennt die Antwort bereits ...

Lieblingsbuch, von dem noch nie jemand gehört hat?
"Dschamilja" von Tschingis Aitmatov. Immer wieder schön.

Lieblingsbuch, das Du letztes Jahr gelesen hast?
In der Belletristik war das ganz eindeutig Bartimäus (und zwar alle drei Bände). Den frechen Dschinn hatte ich von der ersten Seite an ins Herz geschlossen.
Das beste Sachbuch des vergangenen Jahres: "Collaps" von Jared Diamond. Lesebefehl!!

Welches Buch liest Du gegenwärtig?
"Mitteleuropas Osten. Ein historisch-politischer Grundriss" von George H. Hodos. Weil ich (trotz meiner Beschäftigung mit Osteuropa während meines Studiums) immer noch viel zu wenig über diese Region weiß.

Absolutes Lieblingsbuch aller Zeiten?
Schwer zu sagen, da ich schon so viele hervorragende Bücher gelesen habe und noch viel mehr hervorragende Bücher noch nicht gelesen habe. Aber wenn ich mich für eines entscheiden soll, dann sind es die gesammelten Gedichte von Bulat Okudshava. Das ist das Buch, das ich in schweren Stunden in die Hand nehme. Und in nicht so schweren Stunden natürlich auch. :-)

Und wer sich von diesem Stöckchen angesprochen fühlt, der möge es aufheben!

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