Freitag, 12. Juni 2009

Wege durch das Land

Derzeit bin ich für ein paar Tage auf Heimatbesuch in Ostwestfalen, denn meine Eltern hatten mir zum Geburtstag eine Eintrittskarte geschenkt, die nur hier in der Gegen eingelöst werden konnte. Und so fuhren meine Mutter und ich gestern abend nach Rödinghausen, genauer gesagt, zum Gut Böckel (mit Dehnungs-C, also "Böökel" - kleine Anmerkung für alle Nicht-Westfalen).


Das ist ein hübsches kleines Schloß mit Gutshof - und einer der Orte bei den Wegen durch das Land, dem Literaur- & Musikfest in Ostwestfalen-Lippe.


Gestern abend gab es dort in der Scheune (siehe Bild oben) eine Lesung mit Konzert. Genauer gesagt: zwei Lesungen mit jeweils einer Konzerthälfte im Anschluß. Zuerst las Michael Dangl eine Auswahl von Michelangelos Sonetten, in der Nachdichtung von Rilke. Da muß ich gestehen, nicht so gefesselt von gewesen zu sein, um nicht zu sagen: zunehmend geistig abwesend. (Meiner Mutter ging es da ähnlich.) Aber deswegen waren wir ja auch nicht da, sondern, um das Konzert zu hören und die zweite Lesung. Fange ich mal mit letzterer an: Sybille Canonica las Gedichte von Anna Achmatova. Diese Lesung war wesentlich interessanter als die erste. Eines der Gedichte habe ich sogar wiedererkannt - eines meiner Lieblingsgedichte von ihr, das auch in der Nachdichtung gar nicht schlecht ist.
Und dann das Konzert: Magdalena Kožená und das Ensemble Private Musicke spielten Lieder und Instrumentalwerke des 16. und 17. Jahrhunderts. Sooooooo schön!! Meine Mutter und ich mögen Barockmusik sehr gern, und dieses Konzert war einfach nur klasse. Magdalena Kožená hat eine wunderschöne Stimme - schlank, klar und gleichzeitig ausdrucksstark. Ich hätte ihr noch stundenlang zuhören können. Das Ensemble bestand aus zwei Barockgitarren, einer Violone, einem im Programm Colacione genanntes Instrument, das ich für eine Laute gehalten hätte, Orgelpositiv und Harfe. Durchdringenden Lärm kann man damit nicht machen, aber wunderschöne Musik. Alte Musik ist unglaublich spannend, und gerade einige der Instrumentalstücke hatten schon beinahe etwas jazziges - Rhythmus und Spannung.


Pech war nur das Wetter. Die Schafskälte hält sich hartnäckig, und als das Konzert zuende war, goß es in Strömen. Wenn man dann in schönen Schuhen über landwirtschaftliche Wege zum als Parkplatz genutzten Feld zurückgehen muß, ist das etwas ungünstig. Das war aber auch der einzige Minuspunkt.
Und jetzt muß ich hier Schluß machen, denn die Bratwürste sind fertig. :-)

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