Mittwoch, 30. Januar 2008

In der Marktforschung

Erwähnt hatte ich es schon: ich habe mich bei einem unabhängigen Marktforschungsinstitut als Telefoninterviewerin beworben. Vor zwei Wochen war ich zur Vorstellungsrunde dabei. Die findet immer Mittwochs statt. Ein paar Interessierte waren da zusammengekommen und bekamen etwas über das Unternehmen erzählt. Hat mich stark an das Vorstellungsgespräch für Nova erinnert. Da gab es auch erst einmal einen zweistündigen Vortrag über die Firma. Uns selbst mußten wir nicht vorstellen, lediglich einen Lebenslauf mit Foto hatten wir mitbringen sollen. (Gut, das war bei Nova dann schon anders.) Wer wollte, durfte dann gleich am Freitagnachmittag zur Schulung kommen. Da hatte ich allerdings schon eine Verabredung und habe mich für die Schulung in der Woche darauf angemeldet. Also letzten Freitag. Insgesamt machte alles einen seriösen Eindruck (da wird am Telefon nichts verkauft, sondern es geht wirklich nur um Marktforschung), und da ich das Geld gut gebrauchen kann ...

Am Freitag waren wir dann eine nette Gruppe von neun Leuten, die erst einmal eine theoretische Einführung in die Arbeit erhielt. Wer sind die Kunden, was sind das für Befragungen, wie ist die Arbeitsweise, wie spricht man mit den Leuten am Telefon, was für Argumente gibt es für die Teilnahme an so einer Kundenbefragung.

Anschließend ging es zur praktischen Schulung an die Computer. Wie loggt man sich ein? Wie funktioniert das Programm? Eigentlich ganz einfach. Die Fragebögen sind alle online, ein Dialer wählt Telefonnummern, die z.B. von den Unternehmen für die Kundenbefragung zur Verfügung gestellt worden sind, und dann klickt man sich als Interviewer so langsam durch den Fragebogen. Bzw. man gibt ein, daß der Angerufene am Interview nicht teilnehmen will (warum?) oder, wenn es gerade zeitlich nicht paßt, wann die betreffende Person Zeit hat, so daß der Computer die Nummer dann noch einmal wählt. Die verschiedenen Varianten haben wir dann in einer Trockenübung durchgespielt. Jeder Fragebogen hat eine Testvariante, mit der auch wir Interviewer die Fragen und Antwortmöglichkeiten einmal durchgehen können, bevor der Fragebogen am lebenden Objekt durchgespielt wird. Das ist schon ganz sinnvoll, denn mich haben schon ein paar Leute gefragt, was für Fragen wir denn da überhaupt stellen würden, und dann sollte man besser eine Antwort parat haben. Das alles schien sehr einfach zu sein (dieser Eindruck hat sich inzwischen auch bestätigt).

Ich hatte keinen Augenblick lang das Gefühl, bei einer dubiosen Firma gelandet zu sein. Den anderen ging es ebenso. Ein kleines Handicap gab es allerdings: gerade an dem Tag funktionierte die Internetleitung nicht so, wie sie eigentlich sollte. Irgendwann stürzten die Computer der Reihe nach ab, und dann war es das mit dem praktischen Training. War aber nicht so schlimm, denn das wichtigste hatten wir schon durchgenommen. An unserem jeweils ersten Einsatztag sollten wir einfach eine Viertelstunde eher kommen, um den Rest (wie breche ich ein Interview ab) kurz durchzugehen.

Gestern war dann mein großer Tag (haha). Drei Neulinge saßen ganz in der Nähe der Aufsicht, falls es Probleme geben sollte, was aber zumindest bei mir nicht der Fall war. Und am nächsten Tag sowieso nicht.

Es ist wirklich einfach. Es erinnert mich teilweise sehr an die Arbeitsweise bei Nova in Japan, nur daß dieses Interviewen dann doch noch um einiges geistloser ist. Dafür sprechen der Computer und ich dieselbe Sprache (Deutsch). Und die vier Stunden gehen wirklich schnell vorbei.

Eigentlich sollte der Dialer im Programm Anrufbeantworter und ähnliches erkennen und gar nicht zu uns durchstellen, aber irgendwie hatte ich doch ziemlich viele elektronische Anrufhilfen am Apparat. Macht nichts, dann klickt man auf „Anrufbeantworter“, lehnt sich gemütlich auf dem Stuhl zurück und wartet, bis der Dialer eine neue Nummer gewählt hat. Ehrlich gesagt, sind mir die Anrufbeantworter am liebsten – dann muß ich nämlich nichts sagen. ;-)

Dann gibt es natürlich noch die Leute, die sofort entnervt auflegen, noch bevor ich mein Begrüßungssprüchlein beendet habe:
"Guten Abend, mein Name ist Ute von XY Marktfor-"
*Klick*
Neuer Versuch.

Am besten gefallen hat mir ein Herr gestern abend: „Na, dann legen Sie einfach mal los, damit Sie auch ein Erfolgserlebnis haben, wenn Sie schon so spät noch arbeiten müssen.“
That’s the spirit!

Und dann war da noch die ältere Dame, die sich heute bitterlich bei mir darüber beklagte, daß sie mindestens zweimal täglich solche Anrufe bekomme, sie das gar nicht wolle und dann meistens doch gesagt bekomme, daß sie als Rentnerin leider schon zu alt für die Teilnahme an der Umfrage wäre. Da habe ich einmal unauffällig nach links und rechts gekuckt und ihr empfohlen, sich auf die Robinson-Liste eintragen zu lassen. Da war die Gute total baff, denn davon hatte sie noch nie was gehört. Fand das aber natürlich toll. „Und wo kann ich das machen lassen?“ „Das kann ich Ihnen leider auch nicht sagen, ich weiß nur, daß es diese Möglichkeit gibt. Am besten, Sie erkundigen sich mal bei einer Verbraucherschutzorganisation, die können Ihnen da bestimmt weiterhelfen.“ Hey, mich nerven diese Anrufe ja auch!

2 Kommentare:

Sabine hat gesagt…

Robinson-Liste schön und gut, hilft aber auch nix.

Ute hat gesagt…

Stimmt. Mein neuer Arbeitgeber bekommt die Nummern immer von den Unternehmen, die ihre Kunden befragen lassen wollen. Aber wenn es die Anrufe ein bißchen einschränkt, dann ist der Dame doch auch schon geholfen.