Mittwoch, 7. März 2007

Zwischenstand

Der aktuelle Stand: 16 Bewerbungen (weitere in Arbeit), davon drei Absagen, bei einer weiteren hat sich der Eintrittstermin von "nächstmöglich" (Stand von Ende Januar) auf Oktober verschoben, so daß man sich da mit der Bewerberauswahl auch erst einmal Zeit läßt. Immerhin nett, daß wir (= eine astronomische Anzahl an Mitbewerbern und ich) davon in Kenntnis gesetzt wurden.

Letzte Woche habe ich mich online für die Teilnahme am Traineeprogramm eines großen, international tätigen Unternehmens beworben. (Bei anderen auch, aber die sind hier jetzt nicht so interessant.) Stellen für Sozial- und Geisteswissenschaftler sind rar gesät, da muß man eben versuchen, irgendwie auch an eine Stelle für BWLer oder Juristen heranzukommen. Auch wenn's schwierig ist, denn in der Hinsicht ist der deutsche Arbeitsmarkt viel starrer als anderswo. Aber ein Versuch kostet nichts, zumindest dann, wenn man sich online bewerben kann, ohne kostbare Kopien, Bewerbungsmappen und Fotografien verschwenden zu müssen.

Um's kurz zu machen: bei diesem Traineeprogramm konnte man sich für einen von vier verschiedenen Bereichen bewerben. Ich habe mich für "Marketing and Sales" entschieden, weil ich mir im Gegensatz zu den anderen darunter wenigstens noch halbwegs etwas vorstellen konnte. Ich geb's ja zu, ich kenne mich in BWL nicht so gut aus. Die Bewerbermaske im Internet war recht umfangreich und komplett auf Englisch, aber das war kein Problem. Seit Japan bin ich darin recht fit. Und da Englischkenntnisse bei einem international tätigen Unternehmen nicht ganz unwichtig sind, kann man so schon mal die Leute aussortieren, deren Englischkenntnisse dafür nun wirklich nicht ausreichend sind. Auch wenn dabei offensichtlich hauptsächlich deutsche Bewerber angesprochen wurden. Bei den Informationen zum Studium konnte man sich die besuchte Universität nämlich aus einer langen Liste raussuchen. Lauter deutsche Unis und FHs waren da vertreten, sogar einige private Hochschulen. Nur meine Uni habe ich in der Liste vergeblich gesucht. Sollte ich im Auswahlverfahren so weit kommen, daß ich da auch mal auf richtige Leute treffe, werde ich diesen Punkt mal ansprechen. So geht das nämlich nicht!

Am Ende durfte man auch ein paar Dokumente (Zeugnisse etc.) hochladen. Aber: ausschließlich englische Dokumente waren erwünscht. Hallo?! Ich habe einen deutschen Hochschulabschluß, und da ist das Zeugnis natürlich auf Deutsch. Was soll der Quatsch?! Das einzige vorhandene englische Zeugnis ist das von meinem letzten Arbeitgeber, und das ist soooo allgemein gehalten, daß es praktisch nichtsaussagend ist. Versuche, ein etwas persönlicheres Zeugnis zu bekommen, sind gescheitert, weil die nur noch 08/15-Zeugnisse ausstellen. Na ja, große Chancen rechne ich mir bei dieser speziellen Bewerbung eh nicht aus, da ist es auch schon wieder egal.

Umso überraschter war ich, als ich am Sonntagabend (todmüde von zwei Tagen Berlin) eine Email bekam, daß mein Profil zu der ausgeschriebenen Position passen würde und ich deshalb an der nächsten Stufe des Auswahlverfahrens teilnehmen dürfte. Weder kaufmännische Ausbildung noch BWL-Studium, aber meine Daten passen auf die Stelle? Holla, sind meine Chancen vielleicht doch besser als ich dachte.

Stufe zwei bestand aus einem Online-Assessment, für das Link, Benutzername und Paßwort gleich mitgeliefert worden waren. Und wenn man sich einmal mit seinen Daten eingeloggt hat, kann man das nicht noch ein zweites Mal tun. Die erforderliche Zeit wurde mit ca. einer Stunde angegeben, und das kam auch so hin. Natürlich habe ich mich damit nicht mehr am Sonntagabend beschäftigt, sondern erst am Montagnachmittag. Danach war ich schon ziemlich geschafft.

Worum ging es? Rechenaufgaben, bei denen die Zahlen durch Symbole ersetzt waren (zuerst waren die Symbole vorgegeben, und man mußte zum Beispiel sagen können, ob Kreuz + Kreis größer als Dreieck + Fünfeck ist u.ä. - da habe ich teilweise vor lauter Aufregung danebengehauen und die falsche Taste gedrückt, obwohl ich das Ergebnis schon richtig hatte; danach ging es darum, den Zahlenwert eines bestimmten Symbols rauszubekommen; das war schon einfacher), ein paar Postkorbaufgaben und schließlich mußte ich das fehlende Bildchen aus sechzehn herausfinden. Ich glaube, bei der letzten Aufgabe am besten abgeschnitten zu haben. Im Puzzeln war ich schon immer gut.

Insgesamt war das alles sehr gut gemacht. Vor jedem Aufgabenkomplex gab es eine oder sogar mehrere (sehr einfache) Testaufgaben, damit man weiß, was man machen muß (und vor allem: wie). Dafür konnte ich mir soviel Zeit nehmen, wie ich wollte, aber bei den eigentlichen Aufgaben herrschte stenger Zeitdruck. Und jetzt bin ich auf das Ergebnis gespannt. Auf jeden Fall sehe ich es sportlich: wenn es nichts wird, habe ich zumindest schon mal so einen Test gemacht (und weiß jetzt endlich auch, wie so eine Postkorbaufgabe ausssieht).

Gestern abend zeigte mir mein Vater eine Ankündigung für ein zweitägiges Seminar "Betriebswirtschaft für Nichtkaufleute". Klang ja schon interessant, und ich kann es sicher brauchen. Also habe ich da heute vormittag mal angerufen. Sind noch Plätze frei, und was kostet der Spaß? Ja, ein paar Plätze sind noch frei, und die Kosten betragen 360 Euro. Inklusive Verpflegung und Seminarunterlagen, aber trotzdem schon ganz schön happig. Kann ich mir nicht leisten. Aber da gibt es ja noch die Agentur für Arbeit. Von da hatte ich die schöne Broschüre "Finanzielle Hilfen auf einen Blick" bekommen, und da steht drin:

(...) Gefördert werden Tätigkeiten oder Maßnahmen, die zur Verbesserung der Eingliederungsaussichten beitragen. Dazu gehören Maßnahmen, die
  • die Eignung für eine berufliche Tätigkeit oder eine Leistung der aktiven Arbeitsförderung feststellen (...)
  • (...)
  • Kenntnisse und Fähigkeiten vermitteln, um eine Vermittlung in Arbeit oder einen erfolgreichen Abschluss einer beruflichen Aus- und Weiterbildung erheblich zu verbessern (...).
Super, dachte ich mir, das trifft in diesem Fall ja zu. Und da ich von der Arbeitsagentur bislang noch nicht sehr viel aktive Hilfe erhalten hatte (um genau zu sein: noch gar keine!), ist das doch mal eine gute Gelegenheit für Vater Staat, mir eine kleine Hilfsmaßnahme zu gewähren. Und das Amt hätte eine Chance, den schlechten Eindruck, den ich bislang von seiner Tätigkeit gewonnen habe, etwas zu verbessern.

Anruf bei der Servicestelle der hiesigen Agentur, Erläuterung meines Anliegens. "Tja, da ist ja der Herr Soundso für Sie zuständig. Ich werde ihm mitteilen, daß er Sie so bald wie möglich zurückrufen soll." Das dauerte dann ziemlich genau anderthalb Stunden, und was war? Die Arbeitsagentur bezahlt es nicht. Obwohl es doch in der Broschüre drinsteht. Ja, sagte der gute Mann, aber das ist ja nur eine allgemeine Broschüre, und was konkret gefördert wird, ist von Bezirk zu Bezirk unterschiedlich. Und im Bezirk Herford (zu dem die Bad Oeynhausener Arbeitsagentur gehört) würde mir dieses Seminar nur bezahlt, wenn der Veranstalter mir eine Beschäftigungsgarantie für die Zeit nach Beendigung des Seminars gegeben hätte. ?!

Ich verstehe das nicht. Und ehrlich gesagt, ich will es auch gar nicht verstehen. Für die Arbeitsagentur bleibe ich jedenfalls bei meinem bisherigen Eindruck:

Der Laden hat sich seinen schlechten Ruf hart erarbeitet und redlich verdient.

*FRUST*

Nachtrag 18:17
Gerade kam per Email die Reaktion auf meine Teilnahme am Assessment: alle Ergebnisse werden erst einmal sorgfältig geprüft, und bis spätestens Ende des Monats werde ich über das Resultat informiert.
Ich mag Unternehmen, wo man eine konkrete Zeitangabe für den Auswahlprozeß erhält. Da weiß man wenigstens, woran man ist. Falls überhaupt eine Eingangsbestätigung kommt, dann steht da meist nur ein lapidares "Wir werden alle eingehenden Bewerbungen gründlich prüfen. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Vielen Dank für Ihr Verständnis." Ehrlich gesagt, dafür habe ich überhaupt kein Verständnis.

4 Kommentare:

Patrick hat gesagt…

Ich drücke auf jeden Fall alle vorhandenen Daumen!

Ute hat gesagt…

Danke! Glück kann ich derzeit wirklich jede Menge gebrauchen.

Anonym hat gesagt…

Wenn du Harz IV bekommen würdest, würdest du auch das Seminar bezahlt bekommen. So haben sie aber wenig Interesse dich zu unterstützen.

Dennoch viel Glück, bei deinen Bewerbungen. Schon mal mit dem Gedanken gespielt, wieder zurück nach Japan als Deutschlehrerin zu gehen?

Ute hat gesagt…

Ja, habe ich. Und ihn gleich wieder verworfen. Ein Jahr reicht.