Mitte Dezember habe ich mich arbeitslos gemeldet und bin zu diesem Zweck zur örtlichen Agentur für Arbeit gefahren. Als vor einigen Jahren u.a. die Umbenennung von "Arbeitsamt" in "Arbeitsagentur" beschlossen wurde, erschienen in den Zeitungen unzählige Leserbriefe zu diesem Thema. An einen erinnere ich mich besonders. Da schrieb jemand sinngemäß, die Umbenennung sei eine gute Idee, denn es sei einem ja schon immer widersinnig vorgekommen, die Worte "Arbeit" und "Amt" in einem Atemzug zu nennen. Da ist was wahres dran. Nach wie vor.
Ich bin also zur Agentur für Arbeit gefahren. Und zwar am Geburtstag meiner Oma, weil meine Mutter sich an dem Tag frei genommen hatte und mir somit vormittags ein Auto zur Verfügung stand. Denn wie es sich für eine anständige Behörde gehört, sind die Öffnungszeiten etwas eingeschränkt.
Am Empfang mußte ich erst einmal einen mehrseitigen Fragebogen ausfüllen. Persönliche Daten, Ausbildung, beruflicher Werdegang sowie Kenntnisse und Fähigkeiten. So wurde mir Zeit bis zum "Aufnahmegespräch" nicht allzu lang. Dann ging es zunächst einmal darum, die Daten alle ins System einzuspeisen.
"Gibt es für diese Arbeit in Japan auch eine andere Bezeichnung?"
Tja, "German Language Instructor" ist keine von der Agentur für Arbeit genormte Berufsbezeichnung. Nach längerem Suchen in der Datenbank wurde die junge Frau unter "Sprachlehrerin" fündig.
Dann machte ich einen Fehler. Ehrlich gesagt, hatte ich mich hauptsächlich deshalb dazu entschlossen, Müntes Statistik zu verderben, um irgendwie wieder in die gesetzliche Krankenversicherung aufgenommen zu werden. Bei der Agentur für Arbeit gibt es aber nur das ALG I, auf das ich keinen Anspruch habe. War nicht lange genug sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die konnten mir nur Arbeitsvermittlung anbieten. Eine Krankenversicherung gibt es nur beim Sozialamt, und dann auch nur nach einem erfolgreichen Antrag auf ALG II. Mit anderen Worten: Hartz IV. Wo es dann auch Arbeitsvermittlung gibt. Also meinte ich, ich würde es dann erst einmal dort versuchen. Den Erfassungsbogen müßte ich nicht wieder ausfüllen, die Daten seien ja schon eingegeben, und das Sozialamt nutze dasselbe Programm. Schön.
Natürlich hat man es nicht geschafft, Arbeits- und Sozialamt wenn schon nicht in einem Gebäude, dann wenigstens in unmittelbarer Nachbarschaft unterzubringen. Außerdem wartete meine Mutter auf Hilfe beim Schnittchenbelegen und der Bewirtung der Gäste. Also fuhr ich erst einmal nach Hause zurück. Nur um mich dort an meine mangelnde Bedürftigkeit erinnern zu lassen. Also: kein Hartz IV, keine Krankenversicherung.
Am nächsten Tag rief ich also wieder bei der Agentur für Arbeit an, ich hätte es mir anders überlegt und würde gerne die Arbeitsvermittlung in Anspruch nehmen. Zuerst konnte der Mann am Telefon mich nicht in der Datenbank finden. Weil mein zweiter Vorname bei der Erfassung ebenfalls gespeichert war und das Programm mich nur mit meinem Rufnamen nicht erkannte. *augenverdreh*
Jedenfalls wurde mir dann mitgeteilt, meine Daten seien noch nicht vollständig erfaßt und ich müsse daher noch einmal persönlich erscheinen. Erst dann könne ich einen Termin beim Arbeitsvermittler bekommen. *argh* Glücklicherweise war gerade ein Donnerstag, an dem die Agentur ausnahmsweise bis 18 Uhr geöffnet hat. Da konnte ich auch nachmittags vorbeikommen.
Und was war? Da mußten noch zwei, drei Daten eingetragen werden, und dann bekam ich ein erneutes Formular zum Ausfüllen plus eine schriftliche Einladung zum Vermittlungsgespräch am folgenden Dienstagmorgen in die Hand gedrückt. Das ausgefüllte Formular sollte ich mitsamt meiner Bewerbungsunterlagen bis spätens einen Tag vorher wieder zurückschicken. Der Vermittler möchte sich auf das Gespräch vorbereiten. Gut, das sehe ich ein. Aber, mal ehrlich: Es war Donnerstag, ich hatte vormittags angerufen, ich hätte die restlichen Fragen auch am Telefon beantworten können. Dann hätten sie mir die drei Zettel mit der Post zugeschickt, die wären am nächsten Vormittag dagewesen, und ich hätte sie nachmittags vor der Leerung in den Briefkasten geworfen. Tss ...
Der Hammer kommt noch. Die Dame, die sich jetzt um die Resterfassung meiner Daten kümmerte, warf einen Blick auf den Bildschirm, runzelte die Stirn und fragte: "Was ist denn dieses NOVA GRAUP?"
*autsch!!*
Eigentlich hätte ich in diesem Moment, als sich mir alle Zehennägel schmerzhaft krümmten, aufstehen müssen. "Tut mir leid, ich sehe schon, daß Sie mir hier eh nicht helfen können. Das ist ENGLISCH. Do you understand? Vergessen wir die Sache einfach. Auf Wiedersehen." Das ging mir aber erst zuhause auf, als ich meiner Mutter davon berichtete. Stattdessen reagierte ich, wie ich es bei Nova gelernt hatte (Bleibe auch mit dem größten Idioten höflich, freundlich und geduldig. Auch wenn er es im zehnten Anlauf nicht schafft, vier Wörter in die richtige Reihenfolge zu bringen). Also verbesserte ich einfach verständnisvoll lächelnd die Verunstaltung der englischen Sprache.
Das Gespräch mit meinem Arbeitsvermittler fand am Dienstagvormittag statt. Zum Glück wollte meine Mutter an dem Tag eh ausnahmsweise nachmittags arbeiten, so war das mit dem Auto kein Problem. Ich fuhr rechtzeitig los und war so eine knappe Viertelstunde zu früh da. Der Vermittler war auch schon da, bat mich aber noch, zu warten. Pünktlich zu meinem Termin bekam er dann einen wichtigen Telefonanruf (erklärte er mir später), so daß ich noch weitere zehn Minuten warten durfte.
Ich saß also auf einem harten Drahtstuhl auf dem Flur und wartete. Beim nächsten Mal nehme ich ein Buch mit, die ausliegenden Broschüren waren für mich allesamt uninteressant. Statt dessen sah ich mir das Treiben auf dem Flur an. Viel war nicht los. Eine Frau schleppte einen riesigen Stapel Akten in ihr Büro. Eine weitere Frau führte ihre Kaffeetasse von einem Büro ins andere spazieren. Bekleidet war sie mit einem quergestreiften Strickpulli und einer Jeans. Bei Nova hätte ich damit schon beim Betreten des Aufzugs gegen den Dresscode verstoßen.
Schließlich begann das Vermittlungsgespräch. Entschuldigung für die lange Wartezeit und die Mitteilung, daß er eigentlich gar nicht für mich zuständig sei. (Na ja, so kurz vor Weihnachten muß man mit sowas rechnen. Akzeptiert.) Dann die erste Frage: ob ich den Fragebogen und meine Bewerbungsunterlagen schon eingereicht hätte. Da wurde ich schon mißtrauisch. Wie hatte die Dame am Donnerstag noch gesagt? "Ihr Vermittler möchte sich schließlich auf das Gespräch vorbereiten." Was war? Natürlich waren ihm die Unterlagen nicht gegeben worden. Kurzer Telefonanruf, eine Minute später brachte ein weiterer Beamter meine Unterlagen rein, bescheinigte meinen Bewerbungsunterlagen einen Topzustand (wenigstens etwas, obwohl ich mir nach dem ganzen Theater auch nicht mehr sicher bin, ob man das unkritisch als taugliches Lob bezeichnen kann) und verschwand wieder.
Der Rest des Vermittlungsgesprächs ging für die erneute Dateneingabe drauf. Angeblich soll das beim ersten Vermittlungsgespräch immer so sein, nur daß normalerweise dann schon gleich ein erster Suchlauf nach Stellenangeboten gestartet wird. Für den war jetzt aber keine Zeit mehr, denn ein Vermittlungsgespräch dauert 45 Minuten und der nächste "Kunde" wartete schon. Ich bekam noch etwas Infomaterial in die Hand gedrückt und das war's dann.
Ich bin also zur Agentur für Arbeit gefahren. Und zwar am Geburtstag meiner Oma, weil meine Mutter sich an dem Tag frei genommen hatte und mir somit vormittags ein Auto zur Verfügung stand. Denn wie es sich für eine anständige Behörde gehört, sind die Öffnungszeiten etwas eingeschränkt.
Am Empfang mußte ich erst einmal einen mehrseitigen Fragebogen ausfüllen. Persönliche Daten, Ausbildung, beruflicher Werdegang sowie Kenntnisse und Fähigkeiten. So wurde mir Zeit bis zum "Aufnahmegespräch" nicht allzu lang. Dann ging es zunächst einmal darum, die Daten alle ins System einzuspeisen.
"Gibt es für diese Arbeit in Japan auch eine andere Bezeichnung?"
Tja, "German Language Instructor" ist keine von der Agentur für Arbeit genormte Berufsbezeichnung. Nach längerem Suchen in der Datenbank wurde die junge Frau unter "Sprachlehrerin" fündig.
Dann machte ich einen Fehler. Ehrlich gesagt, hatte ich mich hauptsächlich deshalb dazu entschlossen, Müntes Statistik zu verderben, um irgendwie wieder in die gesetzliche Krankenversicherung aufgenommen zu werden. Bei der Agentur für Arbeit gibt es aber nur das ALG I, auf das ich keinen Anspruch habe. War nicht lange genug sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die konnten mir nur Arbeitsvermittlung anbieten. Eine Krankenversicherung gibt es nur beim Sozialamt, und dann auch nur nach einem erfolgreichen Antrag auf ALG II. Mit anderen Worten: Hartz IV. Wo es dann auch Arbeitsvermittlung gibt. Also meinte ich, ich würde es dann erst einmal dort versuchen. Den Erfassungsbogen müßte ich nicht wieder ausfüllen, die Daten seien ja schon eingegeben, und das Sozialamt nutze dasselbe Programm. Schön.
Natürlich hat man es nicht geschafft, Arbeits- und Sozialamt wenn schon nicht in einem Gebäude, dann wenigstens in unmittelbarer Nachbarschaft unterzubringen. Außerdem wartete meine Mutter auf Hilfe beim Schnittchenbelegen und der Bewirtung der Gäste. Also fuhr ich erst einmal nach Hause zurück. Nur um mich dort an meine mangelnde Bedürftigkeit erinnern zu lassen. Also: kein Hartz IV, keine Krankenversicherung.
Am nächsten Tag rief ich also wieder bei der Agentur für Arbeit an, ich hätte es mir anders überlegt und würde gerne die Arbeitsvermittlung in Anspruch nehmen. Zuerst konnte der Mann am Telefon mich nicht in der Datenbank finden. Weil mein zweiter Vorname bei der Erfassung ebenfalls gespeichert war und das Programm mich nur mit meinem Rufnamen nicht erkannte. *augenverdreh*
Jedenfalls wurde mir dann mitgeteilt, meine Daten seien noch nicht vollständig erfaßt und ich müsse daher noch einmal persönlich erscheinen. Erst dann könne ich einen Termin beim Arbeitsvermittler bekommen. *argh* Glücklicherweise war gerade ein Donnerstag, an dem die Agentur ausnahmsweise bis 18 Uhr geöffnet hat. Da konnte ich auch nachmittags vorbeikommen.
Und was war? Da mußten noch zwei, drei Daten eingetragen werden, und dann bekam ich ein erneutes Formular zum Ausfüllen plus eine schriftliche Einladung zum Vermittlungsgespräch am folgenden Dienstagmorgen in die Hand gedrückt. Das ausgefüllte Formular sollte ich mitsamt meiner Bewerbungsunterlagen bis spätens einen Tag vorher wieder zurückschicken. Der Vermittler möchte sich auf das Gespräch vorbereiten. Gut, das sehe ich ein. Aber, mal ehrlich: Es war Donnerstag, ich hatte vormittags angerufen, ich hätte die restlichen Fragen auch am Telefon beantworten können. Dann hätten sie mir die drei Zettel mit der Post zugeschickt, die wären am nächsten Vormittag dagewesen, und ich hätte sie nachmittags vor der Leerung in den Briefkasten geworfen. Tss ...
Der Hammer kommt noch. Die Dame, die sich jetzt um die Resterfassung meiner Daten kümmerte, warf einen Blick auf den Bildschirm, runzelte die Stirn und fragte: "Was ist denn dieses NOVA GRAUP?"
*autsch!!*
Eigentlich hätte ich in diesem Moment, als sich mir alle Zehennägel schmerzhaft krümmten, aufstehen müssen. "Tut mir leid, ich sehe schon, daß Sie mir hier eh nicht helfen können. Das ist ENGLISCH. Do you understand? Vergessen wir die Sache einfach. Auf Wiedersehen." Das ging mir aber erst zuhause auf, als ich meiner Mutter davon berichtete. Stattdessen reagierte ich, wie ich es bei Nova gelernt hatte (Bleibe auch mit dem größten Idioten höflich, freundlich und geduldig. Auch wenn er es im zehnten Anlauf nicht schafft, vier Wörter in die richtige Reihenfolge zu bringen). Also verbesserte ich einfach verständnisvoll lächelnd die Verunstaltung der englischen Sprache.
Das Gespräch mit meinem Arbeitsvermittler fand am Dienstagvormittag statt. Zum Glück wollte meine Mutter an dem Tag eh ausnahmsweise nachmittags arbeiten, so war das mit dem Auto kein Problem. Ich fuhr rechtzeitig los und war so eine knappe Viertelstunde zu früh da. Der Vermittler war auch schon da, bat mich aber noch, zu warten. Pünktlich zu meinem Termin bekam er dann einen wichtigen Telefonanruf (erklärte er mir später), so daß ich noch weitere zehn Minuten warten durfte.
Ich saß also auf einem harten Drahtstuhl auf dem Flur und wartete. Beim nächsten Mal nehme ich ein Buch mit, die ausliegenden Broschüren waren für mich allesamt uninteressant. Statt dessen sah ich mir das Treiben auf dem Flur an. Viel war nicht los. Eine Frau schleppte einen riesigen Stapel Akten in ihr Büro. Eine weitere Frau führte ihre Kaffeetasse von einem Büro ins andere spazieren. Bekleidet war sie mit einem quergestreiften Strickpulli und einer Jeans. Bei Nova hätte ich damit schon beim Betreten des Aufzugs gegen den Dresscode verstoßen.
Schließlich begann das Vermittlungsgespräch. Entschuldigung für die lange Wartezeit und die Mitteilung, daß er eigentlich gar nicht für mich zuständig sei. (Na ja, so kurz vor Weihnachten muß man mit sowas rechnen. Akzeptiert.) Dann die erste Frage: ob ich den Fragebogen und meine Bewerbungsunterlagen schon eingereicht hätte. Da wurde ich schon mißtrauisch. Wie hatte die Dame am Donnerstag noch gesagt? "Ihr Vermittler möchte sich schließlich auf das Gespräch vorbereiten." Was war? Natürlich waren ihm die Unterlagen nicht gegeben worden. Kurzer Telefonanruf, eine Minute später brachte ein weiterer Beamter meine Unterlagen rein, bescheinigte meinen Bewerbungsunterlagen einen Topzustand (wenigstens etwas, obwohl ich mir nach dem ganzen Theater auch nicht mehr sicher bin, ob man das unkritisch als taugliches Lob bezeichnen kann) und verschwand wieder.
Der Rest des Vermittlungsgesprächs ging für die erneute Dateneingabe drauf. Angeblich soll das beim ersten Vermittlungsgespräch immer so sein, nur daß normalerweise dann schon gleich ein erster Suchlauf nach Stellenangeboten gestartet wird. Für den war jetzt aber keine Zeit mehr, denn ein Vermittlungsgespräch dauert 45 Minuten und der nächste "Kunde" wartete schon. Ich bekam noch etwas Infomaterial in die Hand gedrückt und das war's dann.
1 Kommentar:
Bewirb Dich doch bei denen. Offensichtlich fehlt dort fähiges Personal.
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