Freitag, 9. Mai 2008

Jahrestag

Nachdem erstmals nach langer Zeit wieder Panzer zum Tag des Sieges Moskaus Straßen ruinieren, möchte ich dem immer lauteren Säbelrasseln aus dem Kreml ein Gedicht meines Lieblingsdichters Bulat Okudshawa entgegenhalten - zumal er heute seinen 84. Geburtstag gefeiert hätte.

Примета

Если ворон в вышине,
Дело, стало быть, к войне.
Если дать ему кружить,

Значит, всем на фронт иттить.

Чтобы не было войны,
Надо ворона убить.
Чтобы ворона убить,
Надо ружья зарядить.

А как станем заряжать,
Всем захочется стрелять.
Ну а как стрельба пойдет,
Пуля дырочку найдет.

Ей не жалко никого,
Ей попасть бы хоть в кого,
Хоть в чужого, хоть в свово ...

Во и боле ничего.

Во и боле ничего,
Во и боле никого,
Кроме ворона того:
Стрельнуть некому в него.


Und auf Deutsch (in meiner Übersetzung - ich bitte um Nachsicht, ich bin dichterisch völlig unbegabt und versuche daher erst gar nicht, Reime zu finden):

Das Omen

Wenn der Rabe in der Höhe ist,
Bedeutet das, es gibt Krieg.
Wenn wir ihm das Kreisen erlauben,
Heißt das, alle müssen an die Front.

Damit es keinen Krieg gibt,
Muß man den Raben töten.
Um den Raben zu töten,
Muß man die Gewehre laden.

Aber wie wir anfagen, zu laden,
Bekommen alle Lust, zu schießen.
Und wie die Schießerei beginnt
Findet die Kugel ein Löchlein.

Ihr tut niemand leid,
Ihr ist es egal, solange sie jemanden trifft,
Einen fremden oder einen eigenen ...
Und dann ist da nichts mehr.

Und dann ist da nichts mehr,
Und dann ist da niemand mehr,
Außer jenes Rabens:
Keiner da, ihn zu erschießen.

2 Kommentare:

Andreas hat gesagt…

Wie wahr ...

Ute hat gesagt…

Nicht umsonst mein Lieblingsdichter.