Ein Bekannter hatte keine Zeit, und so kamen die Ex-Kollegin und ich an zwei Eintrittskarten zum gestrigen Neujahrskonzert der Bayerischen Landesvertretung in Berlin. Im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt sangen die Regensburger Domspatzen geistliche und weltliche Musik. Schön war’s.
Aber bevor die „Buben“ singen durften, mußte das Publikum erst noch einige Politikeransprachen über sich ergehen lassen. Zuerst war der Gastgeber des Abends an der Reihe, der Bayerische Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten Dr. Markus Söder. Besonders bemerkenswert fand ich seine Rede nicht. Ein paar nette Worte zur Begrüßung, ein paar Zitate aus Lobeshymnen über die Domspatzen. Das aus meiner Sicht einzig Erwähnenswerte war die Äußerung, Frau Marga Beckstein befinde sich wegen einer Verspätung der Lufthansa noch in der Luft, und da sollte Bayern vielleicht über die Gründung einer eigenen Airline nachdenken, die dann eine „Air Force One“ für den Ministerpräsidenten stellen könnte.
Danach war Beckstein höchstpersönlich an der Reihe. Den üblichen Begrüßungsfloskeln folgte eine weitere Laudatio auf die traditionsreichen Regensburger Domspatzen, die 54 „Buben“, die nicht nur wie die Engel sängen, sondern auch insgesamt wahre Engel seien. Was ein ausgezeichneter Beweis für die Qualität des Bayerischen Schul- und Bildungssystems sei. Was vom Publikum wiederum mit lautem Gelächter quittiert wurde. Fast hatte man den Eindruck, die anwesenden (Ur- und Neu-)Berliner lachten den obersten Repräsentanten des innerdeutschen Auslands aus ...
Der jedoch machte tapfer weiter und lobte die Tradition des Knabenchores, den es schon seit über tausend Jahren gibt (wußte ich auch noch nicht). Seinen Weltruhm verdanke er „nur“ den letzten drei Domkapellmeistern: Theobald Schrems (1924-1963), Georg Ratzinger (1963-1994) – „Georg Ratzinger, der Bruder Ratzinger, der Bruder des Papstes“ (bei diesen Worten mußte er so stark grinsen, daß ich fast schon ein „Wir sind Papst“ oder einen Kniefall des vor Ehrfurcht und Stolz erzitternden Ministerpräsidenten erwartete, aber man kann ja nicht alles haben) – und schließlich dem aktuellen Amtsinhaber, Roland Büchner, der seit 1994 den Chor leitet. An ihn richtete Beckstein die Aufforderung, bitte noch weitere sechzehn Jahre im Amt zu bleiben, weil die Epoche dieser drei hervorragenden Domkapellmeister dann genau hundert Jahre gedauert haben werde. 2024 sei Büchner 70 Jahre alt, das könne man schaffen. Natürlich sei diese Bitte nicht uneigennützig.
Klar. Ich tippe auf geheime Pläne, das Rentenalter auf 70 Jahre anzuheben. ;-)
Donnerstag, 17. Januar 2008
Beckstein live
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