Sonntag, 1. März 2009

Bücher 2009, Teil 2

Und weiter ging es im Februar:

11. Siegfried Lenz, "Deutschstunde"
Ein Klassiker, den ich schon (fast) immer mal lesen wollte. Zweimal hatte ich auch schon damit angefangen (ein Exemplar des Buches steht im Bücherschrank der Eltern), jetzt lag das Buch so einladend auf dem "Angebotstisch" der Stadtbibliothek herum. Siggi Jepsen ist der Sohn des Dorfpolizisten aus einem Dorf in Nordfriesland irgendwo an der Küste. Er sitzt in einer Besserungsanstalt für schwerzerziehbare Jugendliche und soll eine Strafarbeit zum Thema "Die Freuden der Pflicht" schreiben. Er schreibt über seine Kindheit in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs. Da erhielt sein Vater den Auftrag, das Malverbot für den berühmten Maler Nansen zu überwachen und durchzusetzen. Spannend. Verstehe gar nicht mehr, warum die ersten beiden Anläufe immer schon nach den ersten zwei, drei Seiten gescheitert sind. :-o

12. E.T.A. Hoffmann, "Der Sandmann"
Das Buch war eine Leihgabe, die schon eine ganze Weile in meinem Regal herumlag. Nathanael glaubt, in dem Optiker Coppola den finsteren Dr. Coppelius wiederzuererkennen, den er für den Tod seines Vaters (starb bei einem alchemistischen Versuch) verantwortlich macht. Außerdem verliebt er sich unsterblich in Olimpia, die Tochter seines Professors, ohne zu bemerken, dass es sich dabei um einen Automaten handelt. Stattdessen hält er ihre "Achs", mit denen sie sein Geschwätz kommentiert, für Anzeichen ihres tiefsinnigen Wesens., und fühlt sich von ihr verstanden. Als er seine Täuschung erkennt, wird er darüber wahnsinnig. Hm. Obwohl lange vor Freud geschrieben, hat Hoffmann da doch eine nette Charakterstudie hingelegt. Der allmähliche Wahnsinn wird plausibel geschildert. Eine kurze Erzählung, die ich in ebenso kurzer Zeit durchgelesen hatte.

13. E.T.A. Hoffmann, "Das Fräulein von Scuderi"
Zusammen mit dem "Sandmann" in einem Band. Eine merkwürdige Mordserie hält das Paris unter Ludwig XIV in Atem: Liebhaber, die des Nachts mit einem kostbaren Schmuckstück als Geschenk zu einem heimlichen Rendezvous unterwegs sind, werden ermordet und um ebendies Schmuckstück beraubt. Der Polizei gelingt es nciht, die Bande zu fassen, und erst dem alten Fräulein von Scuderi einer Dichterin, gelingt es, das Rätsel zu lösen. Ich hab' die Geschichte damals in der 8. oder 9. Klasse im Deutschunterricht lesen müssen und habe sie gehaßt. Hoffmann ist einfach nichts, was man im Alien-Alter lesen sollte. In meinem Fall kam noch der Deutschlehrer als weiterer Lektüre-Verderbungs-Faktor hinzu. Also, so schlecht wie ich sie damals fand, ist die Erzählung definitiv nicht, aber Hoffmann etwas schwülstige Erzählweise ist doch recht, sagen wir, gewöhnungsbedürftig. Hier noch schlimmer als beim Sandmann. Aber hinter dem ganzen romantischen Schwulst kommt eine doch recht spannende Krimihandlung hervor.

14. Ian Rankin. "Das zweite Zeichen"
Der 2. Fall mit Inspektor Rebus. In einem heruntergekommenen Viertel von Edinburgh wird in einem noch mehr heruntergekommenen Haus ein toter Junkie gefunden. Zuerst sieht alles nach einer Überdosis aus, aber dann stellt sich heraus, daß die Überdosis vor allem in einer Überdosis Rattengift bestanden hat. Außerdem wurde der Tote mit ausgebreiteten Armen vor einem Pentagramm gefunden. Wieder mal sehr, sehr, sehr spannend.

15. Jane Austen. "Die Abtei von Northanger"
Der einzige Austen-Roman, den ich noch nicht gelesen hatte. Ich schließe mich Sabines Urteil (Nr. 57) an und füge hinzu, daß ich bei keinem der anderen fünf Romane so sehr lachen mußte. Eine höchst gelungene Parodie auf romantische Schauerromane.

16. Ian Rankin. "Die Tore der Finsternis"
Der 13. Fall von Inspektor Rebus, schließt zeitlich genau an "Puppenspiel" an, den ich als erstes gelesen habe (noch letztes Jahr, daher nicht in dieser Liste). Weil er einen Becher Tee nach seiner neuen Vorgetzten geworfen hat, wird er von ebendieser zu einer Nachschulung für "verhaltensgestörte" Polizisten geschickt. Im Rahmen dieser Schulung sollen die Herren einen alten, ungeklärten Mordfall wieder aufrollen - dummerweise einer, an dessen Aufklärung Rebus nicht das geringste Interesse hat. Viel lieber hilft er heimlich seinen Kollegen in Edinburgh bei den aktuellen Ermittlungen. Auch sehr, sehr spannend. So langsam werde ich süchtig.

17. Heinrich von Kleist. "Der zerbrochene Krug"
Dorfrichter Adam ist zu bedauern - eines frühen Morgens muß er seinem Schreiber und seinen Mägden erst erklären, wo über Nacht die Beulen an seinem Kopf her und die Perücke hin gekommen sind, und dann taucht auch noch ein Revisor aus Utrecht auf, der das Gerichtswesen in der Provinz überprüfen soll. Frau Marthe klagt den Verlobten ihrer Tochter Eve an, einen kostbaren Krug zerdeppert zu haben. Der Verlobte behauptet, ein Dritter sei im Zimmer gewesen, habe vor seinem Herannahen die Flucht durchs Fenster angetreten und dabei den Krug zerbrochen. Richter Adam hat nun alle Hände voll zu tun, denn es darf keinesfalls herauskommen, daß er derjenige welche war. Am Ende des Stückes ergreift der Richter erneut die Flucht, das junge Paar kann heiraten, und Frau Marthe wird mit den Scherben zur Revision nach Utrecht ziehen. Lustig.

18. Helen Fielding. "Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns"
Der zweite Band. Bridget ist noch verpeilter als zuvor und gerät in lauter peinliche und/oder komische Situationen. Am Ende wird es dann ziemlich kritisch, als sie im Thailand-Urlaub unwissentlich als Drogenkurier angestellt wird und einige aufregende Tage in einem Thailändischen Frauengefängnis verbringen muß. Aber ihre Freundinnen und vor allem Mark Darcy holen sie wieder raus. Sehr lustig.

19. Kenzaburō Ōe. "Grüner Baum in Flammen"
In einem kleinen Dorf auf Shikoku stirbt eine alte Frau, die Hüterin der Traditionen und Mythen. Zu ihrem Nachfolger hat sie einen jungen Mann erwählt, der von den anderen auch als solcher anerkannt wird. Zu Beginn beginnen sie, in ihm eine Art Erlöserfigur zu sehen, doch dann wenden sie sich gegen ihn. Ein philosophisches Buch über die "Belange der Seele". Hat mir sehr, sehr gut gefallen.

20. Tina Grube. "Männer sind wie Schokolade"
Die Autorin wollte offenkundig die deutsche Antwort auf "Bridget Jones" finden. Leider war sie damit nicht erfolgreich. Dieses Buch ist nicht witzig, nicht interessant, sondern einfach nur belanglos.

21. "Tales of the Old Todaiji"
Ein schmales Büchlein, das ich bei einem Besuch in Nara gekauft hatte. Das mußte endlich mal gelesen werden. Eine Sammlung von Erzählungen rund um den berühmten Tempel Todaiji, in denen es meistens um fromme Menschen und Wundererzählungen geht. Buddhistischer Hintergrund, aber die Erzählungen könnte ich mir auch gut mit christlichen Mönchen als Hauptpersonen vorstellen.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lese gerade "Wolfsmale" von Ian Rankin. Ist sau-spannend!

Ute hat gesagt…

Den Band werde ich sicher auch bald lesen - in der Bibliothek habe ich ihn schon gesehen. Aber spannend sind sie ja alle ...

Andreas hat gesagt…

21 Bücher allein in diesem Jahr schon gelesen? Alle 3 Tage ein Buch durch? Alle Wetter! Aber Du hast keinen Fernseher hast Du mal geschrieben ...

Ute hat gesagt…

Genau, da spare ich viel Zeit mit. Und einige der Bücher waren eher schmal und schnell gelesen. Dann war ich zwischendurch mal krank und konnte nicht schreiben, aber Unterhaltungsliteratur lesen ging wieder.