Freitag, 4. Dezember 2009

Bücher 2009, Teil 11

98. Klaus Bednarz. "Ferne und Nähe. Aus meinem Journalistenleben"
Sammlung von Reportagen, Berichten, Glossen und Kommentaren zu den "Tagesthemen". Natürlich dreht sich der größte Teil um Polen und Rußland bzw. die Sowjetunion. Manches kannte ich schon, anderes war mir neu, einiges wiederholte sich auch. Beim Kapitel über die russische Literatur habe ich schon einige meiner Gedichtbände vermißt, die noch in Bad Oeynhausen stehen...

99. Amos Oz. "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis"
Autobiographisch. Oz erzählt die Geschichte seiner Kindheit und frühen Jugend in Jerusalem, die Prägung durch die Familie (sowohl Vater als auch Mutter sind als junge Erwachsene mit ihren Eltern aus Rußland eingewandert). Erzählt wird das Leben armer Einwanderer aus dem osteuropäischen Judentum, die Geschichte der Staatsgründung Israels, der Unabhängigkeitskrieg. Doch das eigentliche Thema, das wie ein ständiger Schatten über der Erzählung hängt, ist der Tod der Mutter über der Erzählung - sie beging Selbstmord, als Amos Oz zwölf Jahre alt war.

100. Maarten 't Hart. "Das Wüten der ganzen Welt"
Vor einigen Jahren habe ich diesen Roman schon einmal gelesen. Der Ich-Erzähler wächst in den späten 40er und frühen 50er Jahren in einer niederländischen Kleinstadt auf. Als er zwölf Jahre alt ist, wird neben ihm ein Mann erschossen. Der Junge glaubt, der Mörder habe es auch auf ihn abgesehen, und so verfolgt ihn die Geschichte sein ganzes weiteres Leben lang. Seine einzige Fluchtmöglichkeit ist die Musik. Eine spannende und wunderschön erzählte Geschichte über die Liebe zur Musik - und um Verrat.
101. Kathy Reichs. "Totgeglaubte leben länger"
Hier hat die Autorin versucht, auf der Welle von Dan Browns "Sakrileg" mitzureiten. Tempe Brennan will den Tod eines jüdischen Geschäftsmannes aufklären. Spuren führen nach Israel, wo sie mit einem Archäologen zusammenarbeitet, der glaubt, das Familiengrab Jesu gefunden zu haben. Pffffffft.

102. Erwin Strittmatter. "Der Laden." Erster Teil
Esau Matt (Strittmatters Alter ego) wächst in den 20er Jahren in einem kleinen Dorf in der Lausitzer Heide auf, wo seine Eltern einen kleinen Laden betreiben. Anschaulich und mit viel Humor entwickelt sich ein bunters Panorama der deutsch-sorbisch gemischten Dorfbevölkerung. Der Laden bestimmt das Leben von Esaus Familie, führt zu Streitigkeiten zwischen den Eltern und Großeltern. Am Ende wird Esau in die Stadt Grodk geschickt, wo er die "hoche Schule" besuchen soll.

103. Halldór Laxness. "Die Islandglocke"
Island im 16. Jahrhundert: die dänische Oberherrschaft beutet die Provinz im Nordatlantik aus, ohne der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, wirtschaftlich auf eigenen Beinen zu stehen. Ein armer Pächter wird wegen Mordes am Henker zum Tode verurteilt, kann jedoch fliehen - 30 Jahre lang beschäftigt sein Fall die dänische Justiz. Der isländische Gelehrte Arnas Arnaeus will nur das Beste für sein Volk, sammelt unter Mühen alle Niederschriften der Sagas - und verrät dabei die Liebe zu der schönen und stolzen Snaefridur.

104. Uwe Johnson. "Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl" Teil 4
"Beim Gehen an der See gerieten wir ins Wasser. Rasselnde Kiesel um die Knöchel. Wir hielten einander an den Händen: ein Kind; ein Mann unterwegs an den Ort wo die Toten sind; und sie, das Kind das ich war."

105. Manfred Quiring. "Pulverfass Kaukasus. Konflikte am Rande des russischen Imperiums"

Aktuelles Buch über die Region an der Grenze zwischen Europa und Asien, die mich seit einigen Jahren wirklich sehr interessiert.

106. Ian Rankin. "Blutschuld"

Hurra, noch eins gefunden! Ein junger Mann wurde gefoltert und ermordet. Das an sich ist schon schlimm genug, aber er ist zufällig der Sohn eines Edinburgher Gansterbosses. Muß ich zu Rankin noch eine Bewertung schreiben? Einfach klasse: sehr gut geschrieben und herrlich spannend.

107. Erich Kästner. "Fabian.Geschichte eines Moralisten"
Das Buch hat Kästner 1931 geschrieben. Satirisch überspitzt schildert es einige Tage im Leben des Herrn Fabian, Mitte 30, der in Berlin in Pension lebt, seine Arbeit als Propagandist (=Werbetexter) verliert und auf die "Anständigkeit" der Menschen wartet. Vergeblich, statt dessen erlebt er die Unmoral des Berliner Nachtlebens. Bedrückende Parallelen zur heutigen Situation.