Donnerstag, 29. März 2007

Neues aus Absurdistan

Am Dienstag hatte ich meinen Termin mit meinem Arbeitsvermittler. Mit dem richtigen, nicht mit der Urlaubsvertretung. Ein netter, sympathischer Herr, der Soziologie studiert hat und daher die schwierige Arbeitsmarktsituation für Sozialwissenschaftler aus eigener Anschauung gut kennt. Nur so richtig helfen konnte er mir auch nicht. Ein kurzer Blick auf meine inzwischen auf knapp 40 angewachsene Bewerbungsliste (nur für die Statistik: die Zahl der Absagen ist inzwischen auf 9 gestiegen, und ansonsten habe ich außer Eingangsbestätigungen nichts gesammelt): "Oh, so viel? Und alles Absagen?" "Hmh." "Sie dürfen sich davon nicht entmutigen lassen." Toller Ratschlag.

Aber dann hatte er doch eine Idee: wie wäre es mit Arbeitsvermittler? Anscheinend werden gerade welche gesucht, und ich sollte mir das überlegen und ihm einfach meine Bewerbungsunterlagen zukommen lassen, er würde die dann weiterleiten. "Aber das ist natürlich eine Enttäuschung, stimmt's?" Stimmt. Ich meine, ich habe hier ja auch schon kräftig über die Arbeitsagentur abgelästert, aber ich glaube auch nicht, daß ich in dem System irgendwas bewegen könnte. Das ist ein ganz blöder Job, Arbeitslosen zu sagen, daß es kaum was gibt und sie sich bloß nicht entmutigen lassen sollten, das Arbeitsamt aber zumindest hier im Bezirk Herford keine Umschulungen mehr finanziert. Das macht einfach keinen Spaß. Trotzdem habe ich eine Bewerbung geschrieben und heute abgeschickt. Denn im Unterschied zu jetzt würde ich in dem Job wenigstens finanziell für den Frust entschädigt.

Gestern kamen dann noch per Post zwei Vermittlungsvorschläge, auf die ich mich heute ebenfalls beworben habe. Heute kamen dann noch zwei Briefumschläge vom Arbeitsamt. Ein großer und ein kleiner. Holla, was wollen die denn jetzt schon wieder? Zuerst den großen Umschlag geöffnet (sah wichtiger aus): der Bewilligungsbescheid für die Übernahme der Bewerbungskosten. Das ging schnell, am Dienstag hatte ich den Antrag zusammen mit Kopien der Bewerbungsschreiben erst abgegeben. Acht Bewerbungen habe ich mit der Post geschickt (alle anderen gingen übers Internet, da habe ich nix beantragt), und dafür gibt es 40 Euro zurück. Schön. Und weil die Kopien an den Bescheid drangetackert sind, kam alles in einen großen Briefumschlag. Für die Übernahme weiterer Kosten muß ich dann wieder einen neuen Antrag stellen. Schön, dachte ich, und wo ist das Antragsformular dafür? Das war im kleinen Briefumschlag. *mitderhandvordenkopfschlag*

Dann war noch ein großer Briefumschlag für mich in der Post, diesmal von der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (Freiwillige Versicherung). Was wollen die von mir? Mir meinen Versicherungsnachweis für das Jahr 2006 schicken. Aha. Ende 2004 habe ich mal drei Monate an der Rostocker Uni als Wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet, in einem befristeten Forschungsprojekt, wo wir in relativ kurzer Zeit eine schöne Studie zusammengestellt haben. (Wer sich für Kooperation im Ostseeraum interessiert: bitte hier klicken.) Da hatte ich für die Zeit dieser Beschäftigung eine freiwillige Versicherung abgeschlossen, man weiß ja nie, wofür es gut ist. Jetzt bekomme ich anscheinend jedes Jahr einen Bescheid über die mir zustehende Rente. Mal kucken, wie sieht's denn aus: WOW! 0,92 Euro (garantiert, erwartet werden 1,10)!!!

Mittwoch, 28. März 2007

Fehlalarm

Tatort: Garten
Zeitpunkt: ca. 17 Uhr
Anwesende: Oma und Ute

Oma: "Ich soll Dir von Tante Mariechen (Anm. d. Red.: ihre ältere Schwester) gratulieren."
Ute: *verwirrter Blick*
Oma: "Ja, ich habe ihr auch gesacht, daß es noch zu früh ist. Nee, Mariechen, hab ich gesacht, Ute ist erst morgen dran, mit Annegret (Nachbarin) zusammen."
Ute hat inzwischen eine Ahnung, worum es geht, kommt aber noch nicht zu Wort.
Oma: "Heute ist ja erst der 28., und du hast am 29. Da ist Mariechen irgendswie mit ihrem Kalender durcheinander gekommen, ne."
Ute: "Oma, wir haben erst März. Ich habe erst nächsten Monat Geburtstag!"

Da blieb der Mund erst einmal offen stehen, bis Oma sich wieder soweit gefangen hatte, daß sie wieder was sagen konnte. So etwas dauert nie lange, und wie man sich denken kann, folgte jetzt ein etwas längerer Monolog, den wiederzugeben ich einfach nicht in der Lage bin. Keiner kann so reden wie meine Oma, mit Ausnahme von Tante Mariechen vielleicht. Sind halt Schwestern.

Nach einer Weile war alles geklärt, und ich verzog mich wieder ins Haus. Fünf Minuten später klopft Oma an die Scheibe der Terrassentür. Die ist aus Glas, und folglich kann man von der Terrasse aus sehen, wer drin ist (und umgekehrt). Wie üblich begann Oma schon zu reden, bevor ich die Tür geöffnet hatte. (Daß wir sie bei geschlossener Tür einfach nicht hören können, ist ihr nicht mehr vermittelbar.)

Oma: "Kannst du bitte Jochen Entwarnung geben?"
Ute: *verwirrter Blick*
Oma: "Ja, ich hab ihn doch vorhin noch gesehen und ihm gesagt, daß du morgen schon Geburtstag hättest. 'Mist!' hat er da gesagt, also kannst du ihm bitte Bescheid sagen?"

Immer noch grinsend ging ich zu meinem Bruder und teilte ihm mit, daß ich erst in einem Monat Geburtstag habe und er sich darum jetzt noch keinen Streß zu machen braucht.

Spielerei

Dienstag, 27. März 2007

Ein lustiger Abend

Diesen Eintrag wollte ich eigentlich schon gestern Abend am großen Computer schreiben, aber dann stürzte der plötzlich ab und es ging gar nix mehr. Super. Und gespeichert hatte ich natürlich auch noch nichts. Je nun. Neuer Versuch. Und jetzt wieder am Notebook, das mich noch nie so hat hängen lassen. *notebook streichel*

Hoher Besuch hatte sich für Samstagabend in Bad Oeynhausen angekündigt: der aus den Mitternachtsspitzen bekannte Jürgen Becker trat mit seinem aktuellen Programm "Ja, was glauben Sie denn?" im Theater im Park auf. Das Programm trägt den Untertitel "Eine kabarettistische Götterspeise", und damit hat Becker nicht zu viel versprochen. Das große Thema waren Religionen und Mythen, die er souverän und kenntnisreich mit typisch rheinländischem Humor kommentierte (und gehörig durch den Kakao zog, wie sich das für einen anständigen Kabarettisten gehört).

Nach ein paar kräftigen Seitenhieben auf die Einigung über den Kompromiß zum Rauchverbot und die Auslassungen einiger mehr oder weniger einschlägig bekannter katholischer Würdenträger zur Debatte um die Kinderbetreuung ging es erst einmal um die Entstehung der Erde und die Evolutionslehre. An der so mancher Amerikaner schon berechtigte Zweifel entwickeln kann, denn: wenn sich alles ständig weiterentwickelt, wie kann es dann sein, daß George Bush nach Einstein lebt?

Die Entwicklung der Religionen jedenfalls verlief ähnlich wie die Entwicklung der Arten: was sich einmal bewährt hat, wird wiederverwendet. Die Jungfrauengeburt gab es schon im Zoroastrismus, lange vor dem Christentum. Und die Auferstehung? "Ohne Auferstehung können Sie eine neue Religion heute gar nicht mehr am Markt positionieren."

Das schwierige Verhältnis der drei abrahamitischen Religionen zueinander nahm naturgemäß einen breiten Raum ein. Judentum, Christentum und Islam berufen sich allesamt auf ihren Stammvater Abraham. Ein klassischer Erbschaftsstreit, wie er in fast jeder Familie vorkommt. Wie war das doch mit Abraham und seinen Söhnen Ismael und Isaak? Das Alte Testament sagt, Abraham habe sich zu seiner Frau Sara und ihrem Sohn Isaak bekannt und die Sklavin Hagar mit Ismael in die Wüste geschickt. Der Koran sagt, Abraham habe sich zu Hagar und Ismael bekannt und Sara und Isaak in die Wüste geschickt. Wer hat nun recht? "Ich kann mir vorstellen, Abraham hat sich in der Situation verhalten, wie jeder andere das auch getan hätte. Typisch Mann, hat der jeder was anderes erzählt!"

Auch wenn Beckers Humor manchmal etwas derbe ist, platt wird es nie. Statt dessen überrascht er mit intelligenten Vergleichen und überraschenden Assoziationen. Langweilig war es nie. Gut zwei Stunden lang zeigten meine Mundwinkel beständig nach oben, mal laut lachend, mal grinsend, mal lächelnd auf die nächste Pointe wartend. Allen anderen ging es ebenso. Kein Wunder, daß am Ende zwei Zugaben fällig wurden. Bei der letzten präsentierte Becker sich zur allgemeinen Begeisterung mit Hirschgeweih und dicker Brille den Heimathirschen. Und bewies großen Mut, in einer mehrheitlich protestantischen Umgebung das Lied "Ich bin so froh, daß ich nicht evangelisch bin!" anzustimmen. Allerdings: wer es kannte, sang fröhlich mit. Tolle Stimmung, und das in Ostwestfalen! ;-)

Ja, und dann gab es Freibier (Kölsch) für alle auf der Bühne. Ein kleiner Verkaufstisch mit Büchern und CDs früherer Programme durfte natürlich nicht fehlen. Jürgen Becker mischte sich unter sein Publikum, signierte Bücher, CDs und Kölschgläser (von letzteren ging die Schrift leider wieder ab, als mein Vater sie abspülte - aber wir haben ja noch ein signiertes Buch und eine signierte CD :-) ). Das war ein netter Abschluß eines durch und durch gelungenen Abends, noch ein (oder zwei) Kölsch zu trinken, mit Bekannten und dem Kabarettisten zu plaudern. Das fiel auch den beiden Garderobenfrauen auf, wie ich zufällig mithören konnte. Wir wollten nämlich eigentlich schon gehen, mein Vater hatte die Mäntel geholt, als wir plötzlich bemerken mußten, daß Mutter urplötzlich noch Bekannte entdeckt und sie erst einmal wieder abgesetzt hatte. Ihr Mann ging sie suchen, und ich wartete so lange in der Vorhalle. Da konnte ich folgenden Dialog zwischen den beiden Garderobenfrauen belauschen:

"Wie viele hast Du noch?"
"Zwei."
"Da hast Du es ja besser als ich. *seufz*" (An ihrer Garderobe hingen noch mindestens zehn Mäntel, und die Leute wollten und wollten einfach nicht kommen bzw. gehen.)
"Aber war das nicht schön, wie die Leute rausgekommen sind?" (Nicht auf einen Schwung, es gab ja Freibier.)
"Ja, und alle hatten gute Laune. Das ist ja auch selten."

Dem kann ich nichts mehr hinzufügen. Außer: wenn Jürgen Becker bei Euch in der Gegend auftritt und es noch Karten gibt (Oeynhausen war ausverkauft): nichts wie hin!!

Donnerstag, 22. März 2007

Das fängt ja gut an

"Frühling läßt sein blaues Band ..." - Moment mal:


Was soll DAS denn? Schnee in OWL, Ende März, nach einem viel zu warmen Winter? Hier paßt überhaupt nix mehr zusammen.


Aber so wie es aussieht, wird uns die weiße Masse nicht allzu lange erhalten bleiben.

Und solange es der Rhabarber überlebt, der gerade seine ersten Triebe sprießen läßt, soll es mir recht sein.

Mittwoch, 21. März 2007

Ein Rundgang durch die Geschichte und eine Fahrt auf der Spree

Sonntag, 4.3.2007.
Ich war die erste aus unserer Gruppe, die im Speisesaal aufgetaucht ist. Es gab ein reichhaltiges Frühstücksbüffet mit Brötchen ("Schrippen" heißen die da, glaub ich, jedenfalls sind die von unserem Bäcker um Klassen besser), Wurst, Käse, Marmelade, Müsli, Cornflakes, Joghurt, etwas Obst, Milch, Tee, Saft und Kaffee. Der war richtig gut, und das ist das wichtigste. Aber auch nach der dritten Tasse war ich noch nicht richtig wach. So nach und nach trudelten die anderen auch ein, und so wurde bei einem entspannten Frühstück ausgiebig über die Lage auf dem Arbeitsmarkt diskutiert. Schließlich waren wir nicht zum Vergnügen nach Berlin gefahren! ;-)

Um zehn verlassen wir das Hotel, deponieren unsere Köfferchen in der Gepäckaufbewahrung des neuen Hauptbahnhofs (Schließfächer gibt es da nicht mehr, sondern ein von echten Menschen bewachtes Lager, bei dem das Gepäck vorher zur Sicherheit durchleuchtet wird) und fahren dann die eine Station bis zum Bahnhof Friedrichstraße. Von dort bis zum Museum ging es zu Fuß weiter.


Das Wetter war nur unwesentlich besser als am Vortag.


Der alte Fritz schien davon auch nicht sonderlich begeistert zu sein. Immerhin hat es nicht geregnet (da hat man im Museum auch so viel von). Aber es sollte im Laufe des Tages ja wieder besser werden.


In die Neue Wache konnte ich nur einen kurzen Blick werfen, denn die anderen zogen weiter. Aber immerhin.

Das Museum hat uns allen sehr gut gefallen. Nur hätten wir doch etwas mehr Zeit als nur zwei Stunden gebraucht. Hinterher ist man immer klüger. In unzähligen Exponaten und Bildern erfährt der Besucher viel über die deutsche (und europäische, trennen kann man das schließlich nicht völlig) Geschichte, angefangen von den Kelten, Germanen und Römern. Besonders gut gefallen haben mir die ausgestellten Kleider aus dem Biedermeier. Schick (bis auf diese merkwürdigen Hüte). Gar nicht gefallen hat mir die Darstellung eines Königs aus dem 17. oder 18. Jahrhundert im Profil - wenn der wirklich so ausgesehen hat, dann dürfte er unter die zehn häßlichsten Personen der Weltgeschichte zählen. Wahrscheinlich habe ich auch deshalb den Namen schon wieder vergessen. Irgendein Ludwig oder so. Potthäßlich.

Nach meinen Erfahrungen mit japanischen Museen habe ich in der Ausstellung als allererstes die Ausschilderung untersucht. Kann ich den Besuch auch guten Gewissens meinen nicht-deutschen Freunden empfehlen? Kann ich, denn die Tafeln mit den Informationen zu den einzelnen Ausstellungsabschnitten sind ausnahmslos in deutsch und englisch gehalten. Leider wurde das bei den einzelnen Exponaten nicht in letzter Konsequenz durchgehalten. Da liegt die Quote vei schätzungsweise 50 - 60 Prozent. Natürlich wäre es vielleicht wirklich etwas zuviel verlangt, zu jeder einzelnen altrömischen Münze die Infos auch in Englisch anzugeben. Andererseits haben sich mir aber die Kriterien nicht erschlossen, nach denen entschieden wurde, warum dieses Exponat auch den ausländischen Gästen erklärt wird und jenes nicht.

Jedenfalls war es sehr interessant, sich eine alte Lutherbibel oder das erste deutsche Mathelehrbuch anzusehen, alte Ritterrüstungen, germanische Schmuckfibeln oder die ersten sozialistischen Flugblätter. Plötzlich hatte ich nur noch eine halbe Stunde Zeit, war aber gerade mal bis zum Ersten Weltkrieg gekommen und wollte mir doch noch die Sonderausstellung "Kunst und Propaganda im Streit der Nationen 1930 - 1945" ansehen! Da mußte ich mich leider auf das Wesentliche beschränken, in meinem Fall die Sowjetunion, weil mich das am meisten interessiert hat. Um in die Sonderausstellung zu gelangen, mußte ich den von einem Glasdach überdachten Innenhof durchqueren, und da sah ich es schon: blauer Himmel! Hurra!!

Anschließend wollten wir eine Bootsfahrt auf der Spree machen, und die wäre bei grauem Himmel nur halb so schön gewesen. Treffpunkt war der Bootsanleger an der Schloßbrücke, nur ein paar Schritte vom Museum entfernt. Einen kleinen Bratwurststand gab's da auch, somit war auch für das leibliche Wohl gesorgt.


Bei einigen weckten der Sonnenschein und der blaue Himmel erste Frühlingsgefühle, während andere einfach nur in der Sonne flanierten ...


... und den musizierenden Indianern zuhörten.

Um zwei startete dann unser Berliner Wassertaxi. Eine Stunde lang dauerte die Fahrt, es ging an der Museumsinsel und dem Nikolaiviertel vorbei bis zum Regierungsviertel und wieder zurück.



Währenddessen wurden uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten am Ufer erklärt und mit dem typischen Berliner Humor kommentiert. War richtig lustig.



Hier ist noch einmal die Ständige Vertretung, wo wir am Abend zuvor so gut gegessen hatten.


Das Bundeskanzleramt. Von vielen kritisiert: zu groß, häßlich, sieht aus wie eine überdimensionale Waschmaschine, ... Ich gebe zu, ich fand es anfangs auch ziemlich häßlich. Dann habe ich zufällig mal eine Dokumentation auf arte gesehen, in der die Architektur vorgestellt wurde, und da habe ich zum ersten Mal gemerkt, wie schön es ist. Auch wenn der weiße Beton witterungsbedingt schon gelitten hat. Vielleicht hätte man da besser eine Farbe mit Lotuseffekt verwenden sollen ... Was die Größe betrifft: ob das Bundeskanzleramt nun wirklich größer als das Weiße Haus (laut Wikipedia ist es achtmal größer :-o ) sein muß, wage ich zu bezweifeln. Aber als das entschieden wurde, hatte der Dicke noch das Sagen. Und der brauchte nun mal Platz. *g*

Es hat ja auch eine Wohnung für den Kanzler - erinnert sich noch jemand an die Berichte in einigen Medien bei der Einweihung, daß man von außen beobachten könne, wann der Kanzler das Stille Örtchen aufsucht? :-)

Angela Merkel jedenfalls zieht es vor, nicht in ihrem Bürogebäude zu wohnen. Kein Wunder, wenn man eine schöne Wohnung mit Blick auf die Museumsinsel hat. Ja, die hat uns der Fremdenführer auch gezeigt. Und das Polizeiauto vor der Tür.


O-Ton unseres Fremdenführers bei der Unterquerung dieser Brücke in der Nähe vom Bundeskanzleramt: "Manche Leute behaupten ja, Angela Merkel hätte das Bundeskanzleramt schon immer im Blick gehabt, aber auf dieses Niveau wollen wir uns hier nicht begeben!" *G*

Und was soll mir dieses Schild sagen? Daß wir hier besser nicht langfahren sollten, weil unter uns noch Minen aus der Zeit der deutschen Teilung liegen könnten?!

Nachdem wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, teilten wir uns wieder in kleinere Grüppchen auf.


Ich ging mit einigen anderen noch einmal zum Gendarmenmarkt. Eine Weile schlenderten wir dort nur auf und ab. Dann hatten wir alle Lust auf Kaffee und Kuchen. Also gingen wir langsam Richtung Friedrichstraße zurück, wo wir auch ein schönes Café fanden, wo wir uns bei Kaffee, Eiscafé und Kuchen von dem anstrengenden Wochenende schon ein bißchen erholten.


Schließlich machten wir uns wieder auf den Weg. Von dem Café aus konnten wir bequem zu Fuß zum Bahnhof gehen und so auch noch ein paar Bilder vom Regierungsviertel bei schönem Wetter machen.


An der Gepäckaufbewahrung trafen wir uns wieder und gingen dann zu unserem Bahnsteig. Der war im "Keller", also erstaunlich weit unten. Der Zug war einigermaßen pünktlich, und nach knapp drei Stunden waren wir wieder in Bad Oeynhausen. Gerade rechtzeitig zum "Tatort". ;-)

Samstag, 17. März 2007

Durchs politische Berlin

So, und mit nur zweiwöchiger Verspätung gibt es endlich den Bericht über das Wochenende in Berlin.

Samstag, 3.3.2007. Um 6:25 trifft sich ein kleines Grüppchen wackerer SPDler (inklusive einiger Familienmitglieder) von der Lohe und aus Oberbecksen im Bahnhof von Bad Oeynhausen. Der um diese Uhrzeit noch heruntergekommener als sonst aussieht, aber das nur am Rand. Kurze Begrüßung, Klaus, der Kassierer des Ortsvereins Lohe, verteilt die Fahrkarten, und dann begeben sich alle vierzehn (in Berlin stößt Nummer 15 zu uns) auf den Bahnsteig. Der Zug hat - Überraschung! - Verspätung, und weil das Bahnhofspersonal an einem Samstagmorgen offenbar unterbesetzt ist, wird das den Wartenden erst gar nicht mitgeteilt. Wozu auch, sie werden es schon selbst merken, wenn der Zug nicht kommt.

Nach einer knappen Viertelstunde kam der Zug dann doch, und um halb zehn waren wir dann in Berlin. Und zwar am neuen Hauptbahnhof. Unterwegs wurde schon gewitzelt: "Wenn es windig ist, bleiben wir einfach sitzen und steigen erst am nächsten Halt aus." Nicht, daß uns gleich zu Beginn ein paar Stahlträger auf den Kopf knallen. ;-)


Aber eins muß man dem neuen Hauptbahnhof schon lassen: sieht klasse aus. Und er ist RIESIG. Aber die Glasarchitektur bewirkt, daß viel Licht nach innen fällt. Sogar an einem trüben und verregneten Tag wie jenem Samstag. Ich mag moderne Architektur, wenn sie ein bißchen verspielt daher kommt und die Grenze zum Kitsch nicht überschreitet. Ich verstehe zwar nicht viel davon, aber immerhin kann ich sagen, ob mir ein Gebäude gefällt oder nicht. Und der Berliner Hauptbahnhof gefällt mir. Auch wenn sie ruhig den alten Namen "Lehrter Bahnhof" hätten behalten können. Einen Hauptbahnhof hat schließlich jede Stadt. Na ja.

Mit der S-Bahn ging es erst einmal in unser Hotel, das Etap Hotel in der Nähe vom Potsdamer Platz. Zentral gelegen, aber in einer ruhigen Straße, sauber und preiswert - was will man mehr?

Nach einer halben Stunde trafen wir uns wieder und gingen zu Fuß am Potsdamer Platz entlang zum Brandenburger Tor. Die Strecke ist in einer halben Stunde zu schaffen - theoretisch. Praktisch haben wir unterwegs schon immer Fotos gemacht und uns dann auch die Zeit genommen, das Holocaust-Mahnmal zu besichtigen.


Ich muß gestehen, ich war erst ein bißchen enttäuscht, als ich vor dem Stelenfeld stand. Ich kannte es bislang ja nur aus der Zeitung, und von da hatte ich die Stelen größer in Erinnerung.


Aber das Stelenfeld steht in einer kleinen Senke, und ich mußte nur ein paar Schritte hineingehen, und schon war ich von hohen, dicken grauen Betonquadern umgeben. Die Wege zwischen den einzelnen Stelen sind nur einen knappen Meter breit. Wie ich da so stand, fühlte ich tatsächlich eine leichte Beklemmung.

Vom Mahnmal waren es wirklich nur noch ein paar Schritte bis zum Brandenburger Tor.


Um 14:30 sollten wir uns am Eingang zum Reichstagsgebäude treffen. Bis dahin hatten wir noch gut zwei Stunden Zeit, und so teilte sich die kleine Gruppe in noch kleinere Grüppchen auf, die mit unterschiedlichem Tempo in verschiedene Richtungen verschwanden. Ein paar Damen wollten die großen Konsumtempel aufsuchen, während ich (habe ich Geld, das ich im Lafayette verpulvern könnte? nein!) mich ein paar anderen Leuten anschloß und im Nieselregen die Straße Unter den Linden entlang spazierte.



Am anderen Ende der Straße (Hausnummer 2) befindet sich das Berliner Zeughaus, jetzt das Deutsche Historische Museum. Die Besichtigung der neuen Dauerausstellung zur deutschen Geschichte stand für den folgenden Tag auf dem Programm.


Hinter der Schloßbrücke war links der Berliner Dom zu sehen - mit dem Fernsehturm im Hintergrund. Den Dom hatte ich zusammen mit meiner Mutter vor drei (?) Jahren besichtigt, als wir zur MoMa-Ausstellung in Berlin waren. Mitten im Sommer und bei wesentlich besserem Wetter.


Und rechts sahen wir den Palast der Republik, der laut Wikipedia-Eintrag schon seit dem 6. Februar 2006 abgerissen wird. Hm. Weit sind sie damit ja noch nicht gekommen. Aber das ist vielleicht beabsichtigt, denn so kann man sich auch mit der Entscheidung darüber, ob das Schloß wieder aufgebaut wird oder lieber doch nicht, noch etwas Zeit lassen. Doch egal, was Erichs Lampenladen letztlich ersetzen wird - es kann nur schöner werden.

Hinter dem Zeughaus war eine Art Flohmarkt aufgebaut. Wir vermuteten, daß an einigen Buden auch Eßbares angeboten würde, und gingen an den Ständen entlang. Eßbares (Currywurst!!) fanden wir auch, aber erst an der nächsten Straße. Da waren wir schon an der Stadtbahn angelangt und beschlossen, hier langsam in Richtung Reichstag zurückzugehen.


Eine gute Entscheidung, denn sonst hätten wir diese Klimaflüchtlinge wohl gar nicht getroffen.


Pünktlich kamen wir am Reichstag an. Die Schlange am Eingang war relativ kurz, da hatten sich die meisten Besucher wohl vom schlechten Wetter abschrecken lassen. Wir waren aber angemeldet und durften uns an der linken Schleuse anstellen. Pünktlich um halb drei wurden wir reingelassen. Erst mußten wir alle durch die Sicherheitsschleuse, dann fuhren wir in einem Fahrstuhl nach oben zum großen Vorraum der Besuchertribüne. Dort mußten wir (und viele andere Leute) warten, bis die Gruppe vor uns fertig war. Es war keine Plenarsitzung, und deshalb gab es einen Vortrag über Geschichte und Arbeitsweise des Parlaments. Mit Blick auf die leere Regierungsbank.


Und auf die berühmte Kuppel des Reichstagsgebäudes, auf die wir später auch noch steigen wollten. Erstmal galt es aber, den Vortrag der Mitarbeiterin vom Besucherdienst zu überstehen. Die Dame sah etwas, ähm, dröge aus, und das verhieß eigentlich nichts gutes. Eigentlich. Denn als sie den mund aufmachte, entpuppte sie sich als kompetente Rednerin mit einem ausgeprägten Sinn für Humor. Mit anderen Worten: der Vortrag war einfach klasse.

U.a. erfuhren wir, warum man besser nicht einschlafen sollte, wenn man es geschafft hat, sich als Zuhörer bei einer Plenarsitzung anzumelden. "Nun ist es ja so, daß sich die meisten Leute, wenn sie nach Berlin fahren, um den Termin im Bundestag herum ein volles Programm zusammenstellen. Das Bode-Museum und das Pergamon-Museum, Unter den Linden und die Hackeschen Höfe, und abends dann ins Theater oder ins Kabarett - es gibt ja immer ein reichhaltiges Programm hier. Das ist natürlich ganz schön anstrengend. Wir haben auch viele Schulklassen hier. Na ja, und bei Klassenfahrten ist es ja so, daß die regelrechte Wettbewerbe anstellen darüber, wer am längsten ohne Schlaf auskommt. Und wenn die dann endlich hier oben auf der Besuchertribüne sitzen und unten über die neueste Saatgutmittelverordnung debattiert wird ..." Und dann gibt es die Kameraleute vom Mediendienst des Deutschen Bundestags, die sich an eine sehr konservative Bildregie halten müssen und daher froh über jede Abwechslung sind. Auch eine Möglichkeit, an seine 15 Minuten Ruhm zu kommen. *g*

Etwa 45 Minuten dauert so ein Vortrag auf der Besuchertribüne, und während die anderen Besucher im Anschluß sofort mit dem Fahrstuhl zur Kuppel hinauffuhren, blieben wir fünfzehn OWLer zurück und warteten auf unseren Abgeordneten, Wolfgang Spanier.

Eine Stunde sollte das Gespräch mit ihm dauern, und natürlich haben wir etwas überzogen. Anders als bei den meisten anderen Besuchergruppen ging es weniger um Anekdötchen aus der politischen Arbeit, sondern um eine Erörterung der aktuellen Themen. Die Diskussion um die Familienpolitik und die Situation auf dem Arbeitsmarkt wurden angesprochen, aber auch die bevorstehende Abstimmung über den Tornadoeinsatz. Mit Details möchte ich Euch nicht langweilen, aber für uns war es hochinteressant.

Wir hätten noch lange weiterdiskutieren können, aber Wolfgang mußte zum Bahnhof und wir hatten für 18 Uhr einen Tisch reserviert und wollten vorher noch in die Kuppel. Darauf hatte ich mich, ehrlich gesagt, am meisten gefreut, denn ich war zwar schon ein paar Mal in Berlin, aber noch nie in der Kuppel. Und dabei hatten mir einige Leute schon von der Aussicht vorgeschwärmt. Das Wetter war zwar nicht besonders, es dunkelte auch schon etwas, aber immerhin hatte der Regen aufgehört.


Während des Aufstiegs fiel mir auf, daß die Tageslichtspiegel nicht nur das Tageslicht spiegeln, sondern auch die Leute auf der Treppe. Es dauerte dann gar nicht mehr lange, da hatte ich mich entdeckt!


Jeder, den ich ich kenne und der schon mal in der Kuppel war, hatte mir erzählt, wie schön es da oben ist. Dem kann ich mich nur anschließen!!!

Viel Zeit hatten wir leider nicht, also sind wir erst nach oben gegangen, haben vielleicht fünf Minuten lang die Aussicht bewundert, sind wieder nach unten gegangen und mit dem Fahrstuhl in die Eingangshalle zurückgefahren. Wie gesagt, der Tisch war für 18 Uhr reserviert, und mittlerweile hatten alle Hunger. Vor allem aber Durst, denn die Luft im Reichstag ist schon sehr trocken.


Der Weg war nicht weit. Am Paul-Löbe-Haus und dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus (zwei weitere moderne Gebäude, die ich einfach nur schön finde) entlang gingen wir Richtung Bahnhof Friedrichstraße, in dessen unmittelbarer Nähe sich die Ständige Vertretung befindet, wo für uns ein Tisch reserviert war.


Der Laden war voll, aber aufs Essen mußten wir dennoch nicht lange warten. Und in der Zwischenzeit konnten wir die Blicke über die Wände streichen lassen, die über und über mit Politikerfotos gepflastert sind.

Donnerstag, 15. März 2007

Frühlingsgefühle

Während anderswo noch alles im Schnee versinkt, herrscht hierzulande seit einigen Tagen schönstes Frühlingswetter.


Die Schneeglöckchen sind alle schon verblüht (und wurden von mir am Montagnachmittag abgeschnitten, um Platz zu schaffen). Dafür stehen im Vorgarten die Krokusse in voller Blüte, um in Kürze von den Tulpen abgelöst zu werden.


Am Montag war es schon so warm, daß wir (= meine Mutter und ich) spontan beschlossen haben, die Freiluftsaison zu eröffnen.


Der Gartentisch stand sowieso noch im Wohnzimmer herum (die Deckenheizung war kaputt und mußte dringend ausgetauscht werden) und mußte nur die paar Schritte nach draußen getragen werden. Die dazu gehörenden Stühle haben wir aber noch nicht extra aus dem Keller hervorgeholt. Es sollte ja erst einmal wieder kühler werden. Die Eßzimmerstühle taten es auch.

Und kühler ist es auch wieder geworden, zumindest etwas. Am Montag war es nur da warm, wo die Sonne direkt draufschien. Bis auf weiteres bleiben wir zum Essen im Haus. Aber schön war es trotzdem. :-)

(Und in den nächsten Tagen schreibe ich auch endlich was über den Ausflug nach Berlin, versprochen!)

Samstag, 10. März 2007

Anruf aus Absurdistan

Gestern nachmittag klingelte das Telefon. Mein Arbeitsvermittler hatte noch einmal mit seinem Chef über meinen Fall gesprochen, aber am Ergebnis hat sich nichts geändert. Sie zahlen die Fortbildung nicht. Und dann teilte er mir noch mit, daß ich mich, sollte ich an dem Seminar doch teilnehmen, für die zwei Tage bei der Arbeitsagentur abmelden müsse. *vogelzeig*

Von dem nervigen Bürokratismus mal abgesehen zeigt mir dieser Anruf allerdings, daß der Mensch von der Arbeitsagentur die Regelung zur Übernahme von Weiterbildungskosten anscheinend ebenfalls für bescheuert hält. Nur hilft mir das herzlich wenig.

Ach ja, und weil ich bei dem Laden jetzt schon fast drei Monate gemeldet bin, hat er mir gleich einen neuen Termin gegeben. Die Einladung kam heute. Jetzt lernen wir uns auch mal persönlich kennen, beim ersten Mal hatte ich es ja nur mit seiner Urlaubsvertretung zu tun. Also könnt Ihr Euch über baldige neue Berichte aus Absurdistan freuen.

Mittwoch, 7. März 2007

Zwischenstand

Der aktuelle Stand: 16 Bewerbungen (weitere in Arbeit), davon drei Absagen, bei einer weiteren hat sich der Eintrittstermin von "nächstmöglich" (Stand von Ende Januar) auf Oktober verschoben, so daß man sich da mit der Bewerberauswahl auch erst einmal Zeit läßt. Immerhin nett, daß wir (= eine astronomische Anzahl an Mitbewerbern und ich) davon in Kenntnis gesetzt wurden.

Letzte Woche habe ich mich online für die Teilnahme am Traineeprogramm eines großen, international tätigen Unternehmens beworben. (Bei anderen auch, aber die sind hier jetzt nicht so interessant.) Stellen für Sozial- und Geisteswissenschaftler sind rar gesät, da muß man eben versuchen, irgendwie auch an eine Stelle für BWLer oder Juristen heranzukommen. Auch wenn's schwierig ist, denn in der Hinsicht ist der deutsche Arbeitsmarkt viel starrer als anderswo. Aber ein Versuch kostet nichts, zumindest dann, wenn man sich online bewerben kann, ohne kostbare Kopien, Bewerbungsmappen und Fotografien verschwenden zu müssen.

Um's kurz zu machen: bei diesem Traineeprogramm konnte man sich für einen von vier verschiedenen Bereichen bewerben. Ich habe mich für "Marketing and Sales" entschieden, weil ich mir im Gegensatz zu den anderen darunter wenigstens noch halbwegs etwas vorstellen konnte. Ich geb's ja zu, ich kenne mich in BWL nicht so gut aus. Die Bewerbermaske im Internet war recht umfangreich und komplett auf Englisch, aber das war kein Problem. Seit Japan bin ich darin recht fit. Und da Englischkenntnisse bei einem international tätigen Unternehmen nicht ganz unwichtig sind, kann man so schon mal die Leute aussortieren, deren Englischkenntnisse dafür nun wirklich nicht ausreichend sind. Auch wenn dabei offensichtlich hauptsächlich deutsche Bewerber angesprochen wurden. Bei den Informationen zum Studium konnte man sich die besuchte Universität nämlich aus einer langen Liste raussuchen. Lauter deutsche Unis und FHs waren da vertreten, sogar einige private Hochschulen. Nur meine Uni habe ich in der Liste vergeblich gesucht. Sollte ich im Auswahlverfahren so weit kommen, daß ich da auch mal auf richtige Leute treffe, werde ich diesen Punkt mal ansprechen. So geht das nämlich nicht!

Am Ende durfte man auch ein paar Dokumente (Zeugnisse etc.) hochladen. Aber: ausschließlich englische Dokumente waren erwünscht. Hallo?! Ich habe einen deutschen Hochschulabschluß, und da ist das Zeugnis natürlich auf Deutsch. Was soll der Quatsch?! Das einzige vorhandene englische Zeugnis ist das von meinem letzten Arbeitgeber, und das ist soooo allgemein gehalten, daß es praktisch nichtsaussagend ist. Versuche, ein etwas persönlicheres Zeugnis zu bekommen, sind gescheitert, weil die nur noch 08/15-Zeugnisse ausstellen. Na ja, große Chancen rechne ich mir bei dieser speziellen Bewerbung eh nicht aus, da ist es auch schon wieder egal.

Umso überraschter war ich, als ich am Sonntagabend (todmüde von zwei Tagen Berlin) eine Email bekam, daß mein Profil zu der ausgeschriebenen Position passen würde und ich deshalb an der nächsten Stufe des Auswahlverfahrens teilnehmen dürfte. Weder kaufmännische Ausbildung noch BWL-Studium, aber meine Daten passen auf die Stelle? Holla, sind meine Chancen vielleicht doch besser als ich dachte.

Stufe zwei bestand aus einem Online-Assessment, für das Link, Benutzername und Paßwort gleich mitgeliefert worden waren. Und wenn man sich einmal mit seinen Daten eingeloggt hat, kann man das nicht noch ein zweites Mal tun. Die erforderliche Zeit wurde mit ca. einer Stunde angegeben, und das kam auch so hin. Natürlich habe ich mich damit nicht mehr am Sonntagabend beschäftigt, sondern erst am Montagnachmittag. Danach war ich schon ziemlich geschafft.

Worum ging es? Rechenaufgaben, bei denen die Zahlen durch Symbole ersetzt waren (zuerst waren die Symbole vorgegeben, und man mußte zum Beispiel sagen können, ob Kreuz + Kreis größer als Dreieck + Fünfeck ist u.ä. - da habe ich teilweise vor lauter Aufregung danebengehauen und die falsche Taste gedrückt, obwohl ich das Ergebnis schon richtig hatte; danach ging es darum, den Zahlenwert eines bestimmten Symbols rauszubekommen; das war schon einfacher), ein paar Postkorbaufgaben und schließlich mußte ich das fehlende Bildchen aus sechzehn herausfinden. Ich glaube, bei der letzten Aufgabe am besten abgeschnitten zu haben. Im Puzzeln war ich schon immer gut.

Insgesamt war das alles sehr gut gemacht. Vor jedem Aufgabenkomplex gab es eine oder sogar mehrere (sehr einfache) Testaufgaben, damit man weiß, was man machen muß (und vor allem: wie). Dafür konnte ich mir soviel Zeit nehmen, wie ich wollte, aber bei den eigentlichen Aufgaben herrschte stenger Zeitdruck. Und jetzt bin ich auf das Ergebnis gespannt. Auf jeden Fall sehe ich es sportlich: wenn es nichts wird, habe ich zumindest schon mal so einen Test gemacht (und weiß jetzt endlich auch, wie so eine Postkorbaufgabe ausssieht).

Gestern abend zeigte mir mein Vater eine Ankündigung für ein zweitägiges Seminar "Betriebswirtschaft für Nichtkaufleute". Klang ja schon interessant, und ich kann es sicher brauchen. Also habe ich da heute vormittag mal angerufen. Sind noch Plätze frei, und was kostet der Spaß? Ja, ein paar Plätze sind noch frei, und die Kosten betragen 360 Euro. Inklusive Verpflegung und Seminarunterlagen, aber trotzdem schon ganz schön happig. Kann ich mir nicht leisten. Aber da gibt es ja noch die Agentur für Arbeit. Von da hatte ich die schöne Broschüre "Finanzielle Hilfen auf einen Blick" bekommen, und da steht drin:

(...) Gefördert werden Tätigkeiten oder Maßnahmen, die zur Verbesserung der Eingliederungsaussichten beitragen. Dazu gehören Maßnahmen, die
  • die Eignung für eine berufliche Tätigkeit oder eine Leistung der aktiven Arbeitsförderung feststellen (...)
  • (...)
  • Kenntnisse und Fähigkeiten vermitteln, um eine Vermittlung in Arbeit oder einen erfolgreichen Abschluss einer beruflichen Aus- und Weiterbildung erheblich zu verbessern (...).
Super, dachte ich mir, das trifft in diesem Fall ja zu. Und da ich von der Arbeitsagentur bislang noch nicht sehr viel aktive Hilfe erhalten hatte (um genau zu sein: noch gar keine!), ist das doch mal eine gute Gelegenheit für Vater Staat, mir eine kleine Hilfsmaßnahme zu gewähren. Und das Amt hätte eine Chance, den schlechten Eindruck, den ich bislang von seiner Tätigkeit gewonnen habe, etwas zu verbessern.

Anruf bei der Servicestelle der hiesigen Agentur, Erläuterung meines Anliegens. "Tja, da ist ja der Herr Soundso für Sie zuständig. Ich werde ihm mitteilen, daß er Sie so bald wie möglich zurückrufen soll." Das dauerte dann ziemlich genau anderthalb Stunden, und was war? Die Arbeitsagentur bezahlt es nicht. Obwohl es doch in der Broschüre drinsteht. Ja, sagte der gute Mann, aber das ist ja nur eine allgemeine Broschüre, und was konkret gefördert wird, ist von Bezirk zu Bezirk unterschiedlich. Und im Bezirk Herford (zu dem die Bad Oeynhausener Arbeitsagentur gehört) würde mir dieses Seminar nur bezahlt, wenn der Veranstalter mir eine Beschäftigungsgarantie für die Zeit nach Beendigung des Seminars gegeben hätte. ?!

Ich verstehe das nicht. Und ehrlich gesagt, ich will es auch gar nicht verstehen. Für die Arbeitsagentur bleibe ich jedenfalls bei meinem bisherigen Eindruck:

Der Laden hat sich seinen schlechten Ruf hart erarbeitet und redlich verdient.

*FRUST*

Nachtrag 18:17
Gerade kam per Email die Reaktion auf meine Teilnahme am Assessment: alle Ergebnisse werden erst einmal sorgfältig geprüft, und bis spätestens Ende des Monats werde ich über das Resultat informiert.
Ich mag Unternehmen, wo man eine konkrete Zeitangabe für den Auswahlprozeß erhält. Da weiß man wenigstens, woran man ist. Falls überhaupt eine Eingangsbestätigung kommt, dann steht da meist nur ein lapidares "Wir werden alle eingehenden Bewerbungen gründlich prüfen. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Vielen Dank für Ihr Verständnis." Ehrlich gesagt, dafür habe ich überhaupt kein Verständnis.

Warnung


Gefunden an der Eingangstür der Ständigen Vertretung. Die allein von der Inneneinrichtung her schon wahnsinnig interessant ist, da die Wände über und über mit Fotos aus der deutsch-deutschen Vergangenheit und DDR-Artikeln gepflastert sind. Auch in Bezug auf Service und Essen ist der Laden sehr empfehlenswert. Aber dieses Schild war doch der eindeutige Höhepunkt.

Dienstag, 6. März 2007